Galerie Silberstein
Die “silberne” Insel am schwarzen Berg | Zwanzig Jahre “Kunst & Kneipe”-Kleinod für Menschen und Kultur-Gedanken dazu von Manfred Jenke:
Wer in Schwarzenberg vom Schloss aus die Obere Schlossstraße entlang in Richtung Markt geht, der kommt zunächst an der St. Georgenkirche vorbei, deren Namen an die Legende vom tapferen Ritter Georg und dessen Kampf mit dem gefährlichen Lindwurm erinnert. Wenig später steht man vor der Galerie “Silberstein”.
Mit dem Namenspatron der Kirche, Ritter Georg, verbindet den Gründer der Galerie, Jörg Beier, nicht nur der Vorname, sondern auch Mut und Unerschrockenheit in schwierigen Zeiten. Worum es dabei ging und welche Folgen für Jörg Beier und seine Familie damit verbunden waren, will ich hier nicht näher ausbreiten. Nur soviel: Als ich, aus Westdeutschland auf Besuch nach Schwarzenberg gekommen, von der Geschichte der Ausspionierung und Inhaftierung Jörg Beiers durch die Staatsorgane der DDR zum ersten Mal hörte, war ich tief beeindruckt von der Aufrichtigkeit und Geradlinigkeit dieses Menschen. Eine Haltung, wie sie mir zuvor in dieser Konsequenz nicht begegnet und auch nicht bewusst gewesen war. Doch sprechen wir heute nicht davon, was vor 10 Jahren gewesen ist, sprechen wir lieber davon, was seit 10 Jahren geworden ist.
Entstanden ist in der Oberen Schlossstraße Nr. 5 ein Ort, wie ich ihn in Deutschland selten, wohl aber in mancher französischen und italienischen Stadt kennengelernt habe.
Die Galerie “Silberstein” ist ein Ort, wo man sich wie zu Hause fühlt, wo sich unter Freunden in fröhlicher, anregender Runde essen und trinken, vor allem aber miteinander sprechen und streiten lässt.
Doch ist dies nicht nur eine gemütliche Stammkneipe, sondern ein Haus, das viele Möglichkeiten bietet, sich wohl zu fühlen. Da ist die eigentliche Galerie im Erdgeschoss, wo der Holzbildhauer und seine Frau Christine, die Textilgestalterin, ihre strengen und schönen Arbeiten zeigen und wo sie außerdem jährlich mehrmals Ausstellungen national und international anerkannter Künstler veranstalten. Da ist die obere Etage mit einem Bistro-Café, in dem die kreative und phantasievolle Fotografin Lydia Schönberg ihre ebenfalls bemerkenswerten gastronomischen Talente beweist, und da ist schließlich der denkmalwürdige Weinkeller – ein Ort, der mich empfinden lässt, es käme gleich E.T.A. Hoffmann zur Türe herein und beginne von Klein-Zack und anderen skurillen Geschöpfen zu erzählen.
Diese Galerie “Silberstein” ist schon ein besonderer Ort! Von ihm gehen aber noch andere Ideen und Initiativen aus.
Jörg, Christine und Lydia haben mit der “Künstlergruppe Zone” einen Zusammenschluss geschaffen, der es fertig bringt, in Schwarzenberg, aber auch darüber hinaus, künstlerisch bemerkenswerte Akzente zu setzen und attraktive Events zu schaffen. Beiers sind es auch, von denen die Erinnerung an die von Stefan Heym in einem seiner Romane beschriebene “Freie Republik Schwarzenberg” wieder wach gerufen wurde, bis heute eine der touristischen Attraktionen der Stadt.
Wissen die Schwarzenberger eigentlich, was sie in der Familie Beier haben?
Hoffen wir es. Ich jedenfalls fühle mich immer wohl, wenn ich durch die Straßen der kleinen Stadt im Erzgebirge gehe. Und am wohlsten, wenn ich im Haus Obere Schlossstraße 5 angekommen bin.
Autor Manfred Jenke lebt in Berlin und war 23 Jahre lang Programmdirektor beim WDR in Köln.
Die große und die kleine Welt
Ausstellung von Jörg Beier