Chronik
42 Tage im Frühjahr 1945 blieb Schwarzenberg unbesetzt – eine Chronik der historisch belegten Ereignisse!
12.04.1945 – 30.04.1945
12.04.1945Roosevelt stirbt an einer Gehirnblutung, die Nachricht löst bei Hitler Euphorie aus, Goebbels glaubt an ein Wunder der Vorsehung Bem.: |
EIBENSTOCKDer städtische Sportplatz an der Pestalozzistraße wird in einen Kartoffelacker umgewandelt. In der Bretschneider-Kampfbahn ist der Boden dafür nicht geeignet. AUEVorsicht vor Tieffliegern! |
13.04.19453. US-Army, Befehl: |
JOHANNGEORGENSTADTHäftlinge der Außenlager des KZ Flossenbürg in Johanngeorgenstadt und Lengenfeld werden in Richtung CSR in Marsch gesetzt. 800 Häftlinge aus Lengenfeld erreichen gegen 23.00 Uhr Wernesgrün, acht werden ermordet.Hilde Riedel stellt Kontakt zwischen antifaschistischen Gruppen in Stollberg her – führende Personen sind: proletarische Gruppe: W. Riedel, H. Bley, G. Gräbner, E. Dittmann, E. Jacob, A. Scheffler, K. Stemmler, G. Junghanns, A. Grätz, F. Reuther bürgerliche Gruppe: Hotelbesitzer W. Röhner, Kaufmann H. Rimbach, Fahrradhändler K. Hermann, Zahnarzt K. Jürgensmann, Superintendent Dr. Engel, Kriminalkommissar M. Hummel, Hauptmann Glatt vom Wehrbezirkskommando. |
14.04.1945Britische Verbände erreichen Hamburg Amerikaner erreichen Bitterfeld und Dessau Truman wird nach Roosevelts Tod USA-Präsident |
SCHÖNHEIDEKZ-Häftlinge rasten auf dem Turnplatz, 700 Häftlinge aus Zwickau kommen hinzu.Bewohner wollen den Häftlingen Essen und Trinken geben – SS-Männer drängen sie mit Waffen ab. Häftling A. Viehweg darf in seinem Heimatort Schönheide keinen Kontakt zur Familie herstellen – er wird später bei Marienbad ermordet.1.155 Häftlinge werden über Eibenstock und Wildenthal nach Johanngeorgenstadt getrieben – 44 Häftlinge werden von SS ermordet. |
15.04.1945US-Truppen nehmen Halle ein und rücken bis Leipzig und Chemnitz vor. |
SCHWARZENBERGIm Hotel Ratskeller wird eine Wehrmachtskampf-Kommandantur der Heeresgruppe Mitte – Schörner-Armee – eingerichtet. JOHANNGEORGENSTADTHäftlinge werden aus Johanngeorgenstadt in die CSR geführt, auf dem Wege 50 ermordet. Das Lager Lengenfeld wird durch SS niedergebrannt. SACHSENRadfahren auf der Autobahn ist jetzt gestattet. Die Radfahrer müssen die in ihrer Fahrtrichtung links liegende Fahrbahn benutzen, also den Kraftwagen entgegenfahren und sich dicht an den Rand des grünen Mittelstreifens halten. Mehr Kartoffeln anbauen! Sachsens Landvolk steht mitten in der Frühjahrsbestellung. Alles ist darauf ausgerichtet, die Ernährung noch stärker als bisher auf Pflanzenkost umzustellen. Besonders der Anbau von Spätkartoffeln muß verstärkt werden, denn hier ergeben sich im Verhältnis zur Bodenfläche die größten Ernten. |
16.04.1945Washington Post berichtet über eine Geheimkonferenz im State Departement: “Es wurde beschlossen, Deutschland nach dem Kriege zu remilitarisieren und zu einem Bollwerk gegen die Sowjetunion zu machen!” |
WILKAU-HASSLAUFrauendemonstration zwingt NSDAP-Ortsgruppenleiter zur kampflosen Übergabe der Stadt an US-Army und verhindert Bombardierung. AUEGestapo erschlägt zwei Häftlinge auf der Deponie am Lumpicht. Wehrmachtsstandgericht verurteilt Unteroffizier Salzmann aus Bermsgrün zum Tode – Urteil wird sofort vollstreckt. ZWICKAUKampfkommandant, Kreisleiter und Polizeipräsident haben einen Aufruf an die Einwohnerschaft erlassen, in dem es heißt: Die Arbeit in den Betrieben und im Wirtschaftsleben ist überall fortzusetzen. Alle Betriebe haben ihrer geregelten Arbeit nachzugehen. Fliegeralarm und Entwarnung werden auch während des bestehenden Feindalarms in Zukunft ausgelöst. Feindalarm bleibt jedoch bestehen. Volksgenossen! Bewahrt Ruhe und Besonnenheit und haltet Disziplin! |
17.04.1945Ruhrkessel: Heeresgruppe B gibt Widerstand auf, |
ZWICKAUStadt von US-Army besetzt. AUEPolizei-Oberwachtmeister Schönherr bestattet auf der Deponie am Lumpicht die von SS ermordeten Häftlinge und kennzeichnet die Grabstellen für spätere Exhumierung und Aufklärung |
18.04.1945 US-Army besetzt Stuttgart im Wettlauf mit den Franzosen US-Truppen erobern Düsseldorf und Magdeburg – Spanische Regierung verbietet deutschen Flugzeugen Landung auf spanischem Territorium |
WOLFSGRÜNUS-Army besetzt den Ort, vom Oberdorf wird der Ort heftig beschossen. LÖßNITZ
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19.04.1945Leipzig wird von Amerikanern besetzt Gefechtsstand der 7. Armee der Wehrmacht nach Platten im Erzgebirge verlegt, |
SCHNEEBERGVormittags Beschuß durch US-Artillerie, LÖßNITZBürgermeister Rudolf Weber übergibt den Amerikanern die Stadt; am Rathaus werden eine amerikanische und eine französische Flagge gehißt. AUEDie Reichspost bittet dringend, bis auf weiteres Briefe usw. nur im Orts- und Nahbereich der Postanstalten sowie nach solchen Orten auszuliefern, die mit Sicherheit mit der Eisenbahn zu erreichen und nicht feindbesetzt sind. Auskunft wird in Zweifelsfällen am Schalter I erteilt oder durch Fernsprecher. Die Rückgabe von Sendungen, die jetzt nicht befördert werden können, läßt sich nicht verbürgen. Das Postamt Aue erinnert weiter am die sofortige Abholung der Militärrenten für Mai am Schalter 8. |
20.04.1945An seinem Geburtstag zeichnet Hitler Volkssturmleute und Hitlerjungen mit dem Eisernen Kreuz aus US-Truppen besetzen Nürnberg |
AUEStandrechtliche Erschießung von zwei sowjetischen Zwangsarbeitern und des Gefreiten Bürger. ZWICKAU39 Antifaschisten wählen einen Antifa-Ausschuß mit jeweils sechs Mitgliedern der KPD und sechs Mitgliedern der SPD. In allen Fabriken werden Betriebsräte gebildet. ANNELIES BORACK |
21.04.1945Cottbus und Bautzen werden von der Roten Armee besetzt Russische Artillerie beginnt den Beschuß des Berliner Zentrums |
STOLLBERGBürgermeister lehnt das Hissen weißer Fahnen ab, US-Artillerie beschießt daraufhin die Stadt.
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22.04.1945Sowjettruppen besetzen Bahnhof Köpenick, sie dringen nach Weißensee und Pankow vorNach Serie von Selbstmorddrohungen beschließt Hitler, Oberbefehl der Verteidigungstruppen in Berlin zu übernehmen |
BRÜNLOS
SS erschießt im Wald Gerda Uhlig, Tochter des Besitzers des Hotels Goldener Adler. Sie hatte wiederholt öffentlich die Sinnlosigkeit des Krieges benannt.ERZGEBIRGISCHER VOLKSFREUNDZum Luftschutzgepäck gehören vor allem warme Kleidung und festes Schuhwerk. Was man am Leibe trägt, belastet den Koffer nicht und geht nicht verloren. Jeder muß sein Gepäck immer wieder sorgfältig überprüfen und alles Überflüssige entfernen. Alle Stücke müssen mit Namen und Anschrift versehen sein. Urkunden, Rentenbescheide, Lebensversicherungsscheine usw. führt jeder am besten ständig bei sich. Eine warme Decke wird zusammengerollt und am Luftschutzgepäck befestigt. Die “eiserne Ration” darf im Luftschutzgepäck nicht fehlen, ebenso nicht ein Eßbesteck. Neben Eßwaren muß im Luftschutzraum stets für frisches Trinkwasser oder sonstige Getränke vorgesorgt werden. Dabei denke jeder an die Möglichkeit, daß er einmal für kürzere oder längere Zeit verschüttet sein könnte. Für Säuglinge und Kleinkinder muß ausreichend Wäsche, Nahrung und Spielzeug bereitstehen. Das Luftschutz-Gepäck muß jederzeit griffbereit gehalten werden. |
23.04.1945KZ Mauthausen wird durch Internationales Rotes Kreuz übernommen Wegen Verrats wird Hermann Göring durch Hitler aus allen Amtern entlassen und von SS festgesetzt |
AUEGefreiter Oskar Bernatzky wird vom Standgericht wegen Fahnenflucht, Feigheit vor dem Feind und Urkundenfälschung zum Tode durch ErschieBen verurteilt. Der Verurteilte wird bei einem “Fluchtversuch” erschossen. NEUOELSNITZ SS ermordet die Familie des Gastwirts Reich – sein Haus war Krankenrevier für Kriegsgefangene; die Familie hatte wiederholt SS-Brutalitäten zu verhindern oder zu mildern gesucht. |
24.04.1945Oberkommando der Wehrmacht von Berlin nach Rheinsberg verlegtHimmler trifft Graf Bernadotte, bietet Westalliierten Kapitulation anEngländer setzen für das Land Braunschweig ein deutsches Staatsministerium ein |
ERZGEBIRGISCHER VOLKSFREUND
Beratung der Ratsherren Wer aus Angst um sein Hab und Gut weiße Fahnen aus dem Fenster hänge, ernte nicht nur die Verachtung des Feindes, sondern gefährde sich und seine Habe in leichtsinniger Weise. Die Wehrmacht habe Befehl, jedes Haus, das eine weiße Fahne zeigt, dem Erdboden gleichzumachen und die männlichen Bewohner zu erschießen. Wer die weiße Fahne hißt, hat sein Leben verwirkt.” |
25.04.1945US-Soldaten und Rotarmisten treffen sich bei Torgau an der Elbe, die Lücke zwischen West- und Ostfront ist geschlossen und Deutschland geteilt |
Männer und Frauen von Aue! In ernster Stunde wenden wir uns an Euch. Unsere schöne Muldenstadt, die wir alle von Herzen lieben, ist in den frontnahen Raum gerückt. Das harte Gesetz des Krieges bestimmt nun auch ihr Leben. Wenn es das Schicksal will und unsere Stadt in die Front einbezogen werden sollte, dann wollen wir als anständige und freie Deutsche unsere Pflicht erfüllen, wie es unsere Ehre fordert. In der Stunde der höchsten Gefahr wollen wir unser Volk und Vaterland nicht im Stich lassen. Es geht um unsere Frauen und Kinder, die uns vertrauen, und um unsere geliebte Heimat. Wer aber glauben sollte, daß er mit weißen Fahnen im Fenster sein Hab und Gut vor dem Gegner schützen müsse, dem sei gesagt: Der Feind verachtet ihn, wie es das Beispiel anderer Städte zeigt. Was an uns liegt, so könnt Ihr versichert sein, daß wir alles tun werden, um die Stadt Aue nach Möglichkeit vor Kriegsschäden zu bewahren. Dafür müssen wir aber von einem jeden von Euch verlangen, daß er Disziplin und Ruhe bewahrt, nicht auf sinnlose Gerüchte hört und sich nicht zu unüberlegten Handlungen fortreißen läßt. Was die kommenden Tage auch bringen mögen, wir dürfen ihnen gefaßt entgegensehen. Als aufrechte Erzgebirgler halten wir auch in schwerster Zeit unserem Volk und Führer die Treue. Das gleiche wird auch von unseren evakuierten Gästen erwartet. Der Kreisleiter |
26.04.1945US-Army erklärt: Deutschland ist nicht zum Zwecke der Befreiung, sondern als besiegter Feindstaat besetzt wordenRote Armee besetzt Stettin |
BERNSBACHUnterricht wird eingestellt und Schule als Flüchtlingslager eingerichtet.
AUEAuf Anordnung des Kampfkommandanten wird in den Textil- und Schuhgeschäften nur auf Fliegerscheine verkauft. |
27.04.1945Engländer besetzen BremenAm Abend beginnt der Beschuß der Reichskanzlei, Hitler hofft auf Entsatz |
SCHNEEBERGUS-Artillerie beschießt erneut die Bergstadt. SCHLEMANachmittags treffen 800 KZ-Häftlinge aus Richtung Hartenstein in zwei Kolonnen ein. SS sortiert 83 Häftlinge aus, die am Wald und auf dem Sportplatz erschossen werden. Abends werden außerdem 18 Sowjetbürger in Massengräbern verscharrt. AUEHauptmädelführerin Schröter: |
28.04.1945BBC meldet, |
AUEERZGEBIRGISCHER VOLKSFREUND Unser Feind Nr. 1 Aktivisten, schließt Euch noch enger zusammen! Greift an aus jeder Lage! Seid vor allem aber rücksichtslos gegen die eigene Schwäche, gegen Müdgewordene und Laurige: Packt Sie an wie jeden anderen Feind; denn diese Schwachen sind heute unser Feind Nr. 1. |
29.04.1945Hitler heiratet im Bunker Eva Braun, anschließend diktiert er sein “politisches Testament”, in dem er Großadmiral Dönitz zum “Reichspräsidenten und Oberbefehlshaber der Wehrmacht“”erklärt |
ANNELIES BORACK
Und ich war damals genau zum Kriegsende in Scheibenberg. Wo es mir eine ganz einprägsame Erinnerung ist, weil der kleine Markt von Scheibenberg, von der Hauptstraße aus so ein großes Karree, absolut voll Flüchtlinge und rückströmende Soldaten war. Gefangene, Tiere – das war, als guckst du auf so’n Filmausschnitt, wo eben ein Lager vollgepreßt mit Menschen ist. Und auf der Hauptstraße zog dieser Menschenstrom noch entlang. Und für diese Leute war ja schon jede Versorgung gefährdet, da lief ja schon nichts mehr. Und die Straße entlang – das vergesse ich nie – das war eben ein einziger Treck. Alles nur die provisorisch aufgebauten Wagen mit Flüchtlingen, zwischendrin Franzosen und dann die heimkehrenden Gefangenen sowieso, die die Deutschen noch zurückführten. Aber hier war dann plötzlich überall Schluß. Das zerteilte sich ohne Führung, strömte so in alle Richtungen weg. Aber hier hat sich alles furchtbar konzentriert. Das war wie ein Gürtel ringsum. Die Leute saßen hier auf der Straße und in Hallen. Und die Verpflegung war das größte Problem. Und dann die Kälte. Daß eben auch viele untergebracht werden mußten, weil die Kälte dieses Winters bis in den Mai anhielt. |
30.04.1945Die Russen stehen |
AUEIn der Stadt selbst gab es viele Flüchtlinge, die hier irgendwie mit Zügen ankamen. Wir wurden als Kinder damals schon angesprochen, mit dem Handwagen zum Bahnhof zu kommen, um dann die ankommenden Flüchtlingsfamilien in die entsprechend vorgesehenen Quartiere zu geleiten. Auf den Straßen gab es noch den Durchzug der deutschen Soldaten. Auch daran kann ich mich gut erinnern. Durch die Stadt fuhren zu dieser Zeit viele Fahrzeuge, wir als Jungens konnten es nicht recht deuten. Das war damals hauptsächlich das Fabrikat Steyer, also halbfertige Fahrzeuge ohne Führerhaus und Rahmen, ohne hintere Aufbauten usw. Heute wissen wir, daß das eben die letzte Produktion war damals vor dem Zusammenbruch, die aus Österreich kam. In den Wäldern ringsum waren überall Materialien verstreut von den sich auflösenden Einheiten der deutschen Wehrmacht – also Geschütze, Panzerfäuste, Fahrzeuge Das war natürlich was für uns Jungs, ist ja klar. Obwohl wir heute wissen, wie gefährlich das war – es gab viel scharfe Munition und es war kein Problem, da schießen. |
01.05.1945 – 13.05.1945
01.05.1945 Joseph Goebbels begeht Selbstmord, nachdem er zuvor Frau und Kinder umgebracht hat. Hitlers Tod ist noch nicht gemeldet, OKW-Bericht beginnt mit den Worten: Im Stadtkern von Berlin verteidigt sich die tapfere Besatzung, um unseren Führer geschart, auf engstem Raum gegen die bolschewistische Übermacht. 10.53 erhält Dönitz ein Telegramm von Martin Bormann: Testament in Kraft. 15.18 erneut Telegramm: Führer gestern 15.30 Uhr verschieden. 22.30 Rundfunk: Aus dem Führerhauptquartier wird gemeldet, daß unser Führer Adolf Hitler heute nachmittag in seinem Befehlsstand in der Reichskanzlei, bis zum letzten Atemzug gegen den Bolschewismus kämpfend, für Deutschland gefallen ist. Dönitz in einer Rundfunkansprache: Er halte es für seine erste Aufgabe, “deutsche Menschen vor der Vernichtung durch den vordringenden bolschewistischen Feind zu retten. Nur noch für dieses Ziel geht der militärische Kampf weiter.” |
AUE Kundgebung der NSDAP 16 Uhr findet in den Adler-Lichtspielen am Ernst-Geßner-Platz eine öffentliche Kundgebung statt. Es spricht ein Offizier der Wehrmacht über die militärische Lage: “Ich erkläre als Offizier jeden für einen feigen, erbärmlichen Lumpen, der jetzt in Deutschlands schwerster Stunde sich vom deutschenV olk und seiner Führung lossagt.”KREISGEBIET Raucherkarten für Frauen werden bis auf weiteres nicht ausgegeben. Zum Bezug von Tabakwaren berechtigen nur Rauchermarken und die Abschnitte 1-3 der F-Karten für die 74. Periode, Belieferung von Sonderabschnitten oder behelfsmäßigen Raucherkarten ist verboten. Der Oberbürgermeister Der Landrat |
02.05.1945 Briten nehmen Lübeck und Wismar, Russen ziehen in Rostock ein. Flensburg: Großadmiral Dönitz bildet neue Reichsregierung mit dem ehemaligen Finanzminister Graf Schwerin von Krosigk als Außenminister. Die verfassungswidrige Ernennung von Dönitz zum Reichspräsidenten wird widerspruchslos hingenommen. Stadtkommandant Helmuth Weidling erteilt Befehl zur Kapitulation der Reichshauptstadt, die von der RotenArmee erobert wurde. Vertreter des Internationalen Roten Kreuzes übernehmen Theresienstadt. General Weidling kapituliert in Berlin und geht in russische Gefangenschaft. |
ERZGEBIRGISCHER VOLKSFREUND Der Führer in seinem Befehlsstand gefallen Deutsche Männer und Frauen! Soldaten der deutschen Wehrmacht! Unser Führer Adolf Hitler ist gefallen. In tiefer Trauer verneigt sich das deutsche Volk… Der Führer hat mich zu seinem Nachfolger als Staatsoberhaupt und als Obersten Befehlshaber der Wehrmacht ernannt… Ich verlange Disziplin und Gehorsam. Nur durch unbedingte Ausführung meiner Befehle wird Chaos und Untergang vermieden. Ein Feigling und Verräter ist, wer sich gerade jetzt seiner Pflicht entzieht und damit deutschen Frauen und Kindern Tod und Versklavung bringt… Deutsche Soldaten, tut eure Pflicht, es gilt das Leben unseres Volkes. |
03.05.1945 Briten rücken in Hamburg ein. Deutsche Truppen ziehen sich auf die Linie Schwerin-Wismar zurück. Gruppe Ulbricht in Berlin. Kiel und Flensburg werden zur Offenen Stadt erklärt. Speer widerruft sämtliche Zerstörungsbefehle Hitlers in einer Rundfunkrede. |
AUE Fahnen auf Halbmast Die NSDAP-Kreisleitung Aue ordnet an, daß die Trauerbeflaggung zum Heldentod des Führers bis Freitagabend, andauert. BDM-Werk veranstaltet in der Ingenieurschule ab 19.30 Uhr einen Gemeinschaftsabend. BEIERFELD Auf einer öffentlichen Kundgebung spricht ein Wehrmachtsoffizier.ERZGEBIRGISCHER VOLKSFREUND Generalfeldmarschall Schörner hat folgenden Aufruf erlassen: Als Märtyrer seiner Idee und seines Glaubens und als Soldat der europäischen Sendung ist Adolf Hitler, bis zum letzten Atemzug gegen den Bolschewismus kämpfend, gefallen. Sein Werk und seine Mission werdenden kommenden Geschlechtern heiliges Vermächtnis sein. Wir Lebenden haben die Pflicht, in seinem Sinne weiterzukämpfen und sein Werk zu vollenden. Der Kampf um Deutschlands Zukunft und Freiheit geht weiter ! |
04.05.1945 Kapitulation nordwestdeutscher Truppen unter Generaladmiral von Friedeburg gegenüber Montgomery bei Lüneburg – die Verbände der Heeresgruppe Weichsel mit anderen deutschen Armeen erhalten Möglichkeit, sich auf das von Briten besetzte Gebiet zurückzuziehen. |
SCHWARZENBERG
Aufruf An die Frauen im Sachsengau. |
05.05.1945 KZ Mauthausen wird von Amerikanern befreit Amerikaner besetzen Pilsen, in Prag bricht Aufstand gegen deutsche Besetzung aus. Nur noch die Heeresgruppe Mitte führt größere Kämpfe, Feldmarschall Schörner in einem Tagesbefehl: “Nur eiserner Zusammenhalt, unerschütterlicherWiderstandswille und eine stets geschlossene Front führen uns in dieHeimat.” Er wolle die Soldaten “geschlossen und in stolzer Haltung in die Heimnat zurückführen”. Gauleiter Hanke flieht im Flugzeugaus Breslau. Dönitz formiert seine Regierung und bestätigt Befehlshaber. Schweiz erkennt Dönitz-Regierung nicht an und zieht den Gesandten zurück. |
Bei Torgau treffensich zur militärischen Absprache
und
und vereinbaren die Demarkationslinie im Erzgebirge – sie ist identisch mit dem 13. Längengrad. Ein 2.000 Quadratkilometer großes besatzungsloses Loch haben sie also kaum vereinbart, zumal für die am folgenden Tag beginnende Prager Operation der Russen die Klärung der Gebietsbesetzungen wichtig sein mußte. |
06.05.1945 SONNTAG Russischer Großangriffauf Prag beginnt, Amerikanische Truppen stoppen vor Prag den Vormarschauf Befehl Eisenhowers Drei Ukrainische Fronten greifenHeeresgruppe Mitte an Festung Breslau kapituliert vorder 6. Armee Himmler wird durch Dönitzentlassen, Jodl verhandelt mit Eisenhower im Reims über Kapitulation |
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07.05.1945 General Wenck setzt mit 100.000Mann über die Elbe und geht mit ihnen in amerikanische Gefangenschaft NSDAP-Landesgruppe Schweiz wirdvom Bundesrat aufgelöst 2.41 unterzeichnet Jodl in ReimsKapitulation Spanien bricht diplomatischeBeziehungen ab In Berlin wird bekanntgegeben,daß Goebbels und Bormann den Tod gefunden hätten Reichsminister Schwerin von Krosigkgibt im Rundfunk die Kapitulation bekannt Oberst Freiherr von Gersdorf,Generalstabschef der 7. Armee, schickt Major von Mutius zu den Amerikanern,die lassen erklären: General Patton erwartet am 8. Mai den Oberbefehlshaberin seinem Hauptquartier Elbogen südwestlich von Karlsbad – Obstfelderbekommt einen Tobsuchtsanfall, aber der Generalstabschef fährt zuden Amerikanern |
An die Einwohnerschaft! Auf Befehl des GroßadmiralsDönitz ist auch in unserem Abschnitt der Kampf gegen die Westmächteeingestellt. Der Kampf gegen den Bolschewismus geht weiter. Wenn der Amerikaner unsere Stadt besetzen sollte, müßt Ihr Ruhe, Ordnung und Haltung bewahren. Hängt keine weiße Fahnen heraus, laßt Euch nicht zu unüberlegten Handlungen verleiten, andere hätten es nur zu büßen. Polizei und Volkssturm werden für Ruhe und Ordnung sorgen. Befehle an den Volkssturm gibt nur der Ortskommandant. Es wird alles getan werden, um Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten. |
08.05.1945 10.00 trifft Oberst Meyer-Detringin Begleitung von vier US-Offizieren im Hauptquartier der 7.Armee ein,er überbringt eine Weisung von Generaloberst Jodl: Truppen im Osterzgebirgeleisten weiterhin Widerstand, um möglichst vielen Soldaten den Wegin die amerikanische Gefangenschaft zu ermöglichen. Die Amerikanerwollten im Raum Eibenstock/Schönheide die deutschen Soldaten mit militärischemZeremoniell in Empfang nehmen. Sowjetische Panzer rückenkampflos in Annaberg ein, vorderste Kette sperrte Straße zwischenSchlettau und Scheibenberg Alliierter Soldatensender: Demarkationslinieverläuft östlich der Linie Chemnitz, Thum, Geyer, Buchholz undOberwiesenthal – damit unterstünde das Westerzgebirge den Amerikanern Sowjets nehmen Dresden 23.01 Uhr tritt Kapitulationdes Deutschen Reiches in Kraft – Europa liegt in Schutt und Asche Am 5. Mai war Großadmiralvon Friedeburg ins Eisenhower-Hauptquartier nach Reims gekommen, er sollteeine Teilkapitulation an der Westfront unterzeichnen und damit die Fluchtder im Osten stehenden Verbände in den Westen zu erreichen. Dann erklärteJodl, eine bedingungslose Gesamtkapitulation sei unmöglich. Eisenhowerließ ihm ausrichten, er habe eine halbe Stunde Bedenkzeit, andernfallswürden die Bombenangriffe wieder aufgenommen werden. 1.30 erteilte Dönitz dieVollmacht zur Gesamtkapitulation, um 2.41 unterzeichneten Generaloberst Alfred Jodl, HeerGeneraladmiral von Friedeburg, Marine General Wilhelm von Oxenius,Luftwaffe die bedingungslose Gesamtkapitulationin Reims Die Deutschen wurden dann nachBerlin geflogen, wo sie in Karlshorst gegenüber den Russen die bedingungsloseKapitulation unterzeichneten.Zum Zeitpunkt der Kapitulationnoch in deutscher Hand: Norwegen, Böhmen-Mähren, Kurische Nehrung,Kreta, Weichselniederung und Atlantikfestung |
AUE: Amerikaner befehlennach Einrücken in den Westteil des Kreises die Ablieferung von Waffenund Fotoapparaten Der Oberbürgermeister sprachvom Balkon aus zu der wartenden Bevölkerung. Es sei mit größterWahrscheinlichkeit anzunehmen, daß die Stadt auch weiterhin von amerikanischenTruppen ( also nicht von russischem Militär ) besetzt gehalten werde.E V – 9./10.5. In der gleichen Ausgabe steht einAufruf des Bürgermeisters, darin u.a. Von welcher Macht die Stadt Auebesetzt wird, steht zur Zeit noch nicht fest. Es wird dies, wenn möglich,einige Stunden vorher bekanntgegeben. SCHWARZENBERG Landrat Dr. Hänichen telefoniertmit Regierungsrat Schramm aus der Sächsischen Staatskanzlei, die sichauf der Flucht im Sporthotel Oberwiesenthal befindet, um Anweisungen zuerhalten. Schramm, Adjudant von GauleiterMutschmann, antwortet: ?Handeln Sie selbständig !? Gauleiter Mutschmann versteckt sichin Schwarzenberg in der Villa von Fabrikant Krauß, dem sächsischenGaukulturwart, der die sichere Verwahrung von Kunstgütern in stillgelegtenBergwerken organisierte. Erzgebirgischer Volksfreund Amerikaner in Aue Noch ziehen auf unseren Erzgebirgsstraßenin dichten Wagenkolonnen oder im Fußmarsch die aus dem östlichenSachsen kommenden Flüchtlinge und die vom Gebirgskamm zurückflutendenWehrmachtsangehörigen – und schon steht nordamerikanisches Militärin Aue. Gestern abend trafen Stabsoffiziere hier ein, denen im Stadthausdurch den Ortskommandanten und den vom Militär zurückgekehrtenOberbürgermeister Geisel die Stadt übergeben wurde. Der Oberbürgermeistersprach vom Balkon aus zu der in dichten Scharen vor dem Stadthaus wartendenBevölkerung und forderte sie auf, in Ruhe den kommenden Tagen entgegenzusehen.Es sei mit größter Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daßdie Stadt auch weiterhin von amerikanischen Truppen (also nicht von russischemMilitär) besetzt gehalten werde. Heute, Mittwoch vormittag, trafeine amerikanische Abteilung ein, die im Stadthaus die Gefangennahme derdeutschen Offiziere und die Entwaffnung der durch Aue marschierenden Soldatenvornahm. Zu Zwischenfällen ist es nicht gekommen. Mit der Beseitigung der den Stadtverkehrerheblich behindernden Brücken- und Straßensperren wurde begonnen. |
09.05.1945 00.01 Uhr MEZ tritt deutscheKapitulation in Kraft 00.16 Uhr in Karlshorst Gesamtkapitulation Letzter OKW-Bericht aus Rheinsberg:”Seit Mitternacht schweigen nun an allen Fronten die Waffen. Auf Befehlvon Großadmiral Dönitz hat die Wehrmacht den aussichtslos gewordenenKampf eingestellt. Damit ist das fast sechsjährige ehrenhafte Ringenzu Ende.” |
BERMSGRÜN UND ERLA:Antifaschistische Aktionsausschüsse werden gebildet AUE AufrufIm Einvernehmen mit dem amerikanischenKommandeur wird hiermit folgendes angeordnet: 1. Der Verkauf von Lebensmittelnohne die vorgeschriebenen Lebensmittelabschnitte ist strengstens untersagt.Zuwiderhandlungen werden unnachsichtlich bestraft. 2. Sämtliche Lebensmittelund andere Gegenstände des täglichen Bedarfs (Kleidungsstücke,wie überhaupt Spinnstoffe aller Art), gleichviel ob sie im Eigentumder Wehrmacht gestanden haben oder der zivilen Versorgung dienten, sindvon der Stadt beschlagnahmt und dürfen ohne Bezugsausweis nicht entnommenwerden. Wer sich an solchen Vorräten vergreift, macht sich des Plündernsschuldig und wird erschossen. 3. Es wird alles getan, die Lebensmittelversorgungim Rahmen der z.Zt. bestehenden Schwierigkeiten zu meistern; vorübergehendeStockungen müssen verständnisvoll in Kauf genommen werden. 4. Die Zivilbevölkerung wirdgebeten, das Herumstehen auf den Straßen, nicht zuletzt aus Gründender eigenen Sicherheit, zu vermeiden. Im übrigen ist in jeder HinsichtRuhe und Ordnung sowie Disziplin zu wahren. 5. Das eigenmächtige Herausschlagenvon Bäumen aus den Wäldern ist strengstens untersagt. Im übrigenwird wegen der allgemeinen Versorgung mit Brennholz baldigst eine Regelunggetroffen und bekanntgegeben. In Verbindung hiermit wird gebeten, den städtischenAnlagen die nötige Schonung angedeihen zu lassen. 6. Es ist jedermann untersagt,eigenmächtig Gegenstände zu requirieren. Wer auch hier unerlaubterWeise handelt, hat mit Bestrafung zu rechnen. 7. Verdunkelungs-Erleichterungenwerden zugelassen. Weiteres wird baldigst noch bekanntgegeben werden. Der Oberbürgermeister |
10.05.1945 Kapitulation der HeeresgruppeKurland unter Generaloberst Hilpert mit 208.000 Mann Konrad Henlein, Reichsstatthalterdes Sudetenlandes, verübt in amerikanischer Gefangenschaft Selbstmord |
NS-Landrat Dr. Hänichentelefoniert mit Regierungsrat Schramm aus der Sächsischen Staatskanzlei,die sich auf der Flucht im Sporthotel Oberwiesenthal befindet, um Anweisungenzu erhalten. Schramm, Adjudant von GauleiterMutschmann, antwortet: “Handeln Sie selbständig !” ZSCHORLAU Vor dem Haus des SchmiedemeistersOskar Georgi hält ein amerikanischer Militärkraftwagen, ein Sanitätssoldatsteigt aus und begrüßt seinen Großvater. Vor 23 Jahrenwar Helmut Pilz hier geboren worden, der 1930 zusammen mit seinen Elternnach Amerika auswanderte.AUE Waffen im Stadthaus abliefern Auf Befehl des amerikanischen Kommandeurssind sofort sämtliche im Besitz der Zivilbevölkerung und WehrmachtbefindlichenWaffen sowie die Munition im Stadthaus – Polizeiwache – abzuliefern. Alle nach Westen zurückgehendenWehrmachtsangehörigen sind in Richtung Raum bzw. Wiesenburg auf dieAutobahn zu leiten. Von welcher Macht die Stadt Auebesetzt werden wird, steht z.Z. noch nicht fest. Es wird dies, wenn möglich,einige Stunden vorher bekanntgegeben werden. Soweit die durch Anschlag geforderteWaffenablieferung bis heute 14 Uhr nicht erfolgen konnte, ist sie sofortnachzuholen. |
11.05.1945 Britisch-alliierte Kontrollkommissionbeim OKW nimmt Kontakt zur Regierung Dönitz auf Dönitz gestattet deutschenSoldaten, ihre Kriegsauszeichnungen weiter zu tragen, das Goldene Ehrenzeichender NSDAP sei abzulegen – “ohne Flecken an unserer Ehre stehen wir Soldatenda.” |
SCHWARZENBERG Bürgermeister Dr. Rietzschbildet eine Bürgerwehr “zur Aufrechterhaltung der Ordnung” SZB: Willy Irmisch, ehemaliger kommunistischerStadtrat, berät mit Genossen der KPD und SPD die Notwendigkeit energischenHandelns Arbeiterheim Bermsgrün: 15Schwarzenberger Arbeiter beschließen, Antifaschisten zu mobilisieren 21.30 Uhr von 120 Arbeitern wirddas Rathaus besetzt, der Bürgermeister nach Hause geschickt |
12.05.1945 Besatzungsmacht legt fürHamburg Ausgehverbot für die Zeit zwischen 21.00 und 06.00 fest Radio München, Sender derAmerikaner, nimmt Betrieb auf 14.000 Deutsche kapitulierenauf Kreta |
AUE Amerikanische Truppen ziehen sichaus der Stadt zurück. SCHWARZENBERG Antifaschistischer Aktionsausschußwird gebildet, ihm gehören an: Helene Scheffler ( KPD ) Ernährungsamt Williy Irmisch ( KPD ) – ErsterBürgermeister Willi Krause ( KPD ) – Vorsitzenderdes Aktionsausschuß und stellvertretender Bürgermeister Hermann Schlemmer ( SPD ) – LeiterGemeindepolizei Paul Korb ( KPD ) – Leiter Stadtpolizei Georg Schieck ( SPD ) – zbV HELENE SCHEFFLER 1907 Kaufmännische Angestellte,1927 KPD, 1932 Stadtverordnete, 1933 verhaftet, wegen Vorbereitung zumHochverrat zu 2 Jahren und 9 Monaten Zuchthaus verurteilt, Zuchthaus Waldheim,danach KZ, WILLY IRMISCH 1898 Kaufmann 1920 KPD, 1924 Stadtverordneter,1931 unbesoldeter Stadtrat, bis 1933 im Arbeitsamt Aue, Vorsitzender desBetriebsrates 1933 KZ Zschorlau bis 1938 arbeitslos WILLY KRAUSE 1883 Maler, 1908 SPD, 1919 USP, 1920KPD, 1920-33 Stadtverordneter, mehrfach wegen Landfriedensbruch inhaftiert,ab 1923 Vorsitzender KPD in Schwarzenberg, 1933/34 inhaftiert, bis 1937arbeitslos, danach Malergehilfe HERMANN SCHLEMMER 1894 Buchdrucker, 1913 SPD, 1932/33 inhaftiert,dann ins KZ Zschorlau überstellt PAUL KORB 1904 Klempner und Lackierer, 1921 KJVD,1930 KPD, mehrfach wegen Landfriedensbruch inhaftiert, 1933 KZ Zschorlauund Sachsenburg, 1934 zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt GEORG SCHIECK 1899 Schlosser,, 1919 KPD, 1930 SPD,1945 KPD In Stadtverwaltung und Institutionenwurden zuverlässige Arbeiter als Leiter eingesetzt AUFGABEN: Sicherung der Versorgung,Leitende Stellen mit Antifaschisten besetzen und Aufstellung einer antifaschistischenHilfspolizei In der Nacht wurden verhaftet: Gestapochef, NS-Ortsgruppenleiter, der Chef der NS-Ordensburg Sonthofenu.a. Willy Krause: ” Keinem wird ein Haargekrümmt. Mancher Verführte wird unter den Verhafteten sein…Die schuldig sind, werden später von ordentlichen Gerichten verurteilt.” |
13.05.1945 Dönitz verhandelt mit denWestalliierten über Ernährungslage, Geldumlauf und Transportprobleme Amerikaner nehmen Keitel fest,Dönitz ernennt Jodl zum Chef des OKW Berliner Rundfunk beginnt Sendebetrieb |
SCHWARZENBERG Nicht alle NSDAP-Mitglieder wurdenentlassen, gute Fachleute konnten unter Kontrolle des Aktionsauschußweiterarbeiten – Leiter der Stadtkasse und Stadtbaumeister EIBENSTOCK Aufruf des Bürgermeisters Nach Beendigung des Krieges wollenwir wieder an die Säuberung und Verschönerung unserer Stadt denken.Die Natur im schönsten Frühlingsschmuck erinnert uns daran. Sehrim Gegensatz dazu stehen die Straßen, Schnittgerinne und Fußwege. An die Hauseigentümer und -verwalter ergeht die Mahnung, sofort mitder Erfüllung dieser Aufgaben zu beginnen. Unsere Stadt mußwieder den Ruf von Schönheit und Sauberkeit erhalten, nachdem sieglücklich von baulichen Kriegsschäden verschont geblieben ist. |
14.05.1945 – 22.05.1945
14.05.1945 Übergabe der Armee “Ostpreußen” unter General von Saucken mit 150.000 Mann vollzogen. |
Männer und Frauen von Raschau, das ist das Resultat einer zwölfjährigen Herrschaft der Nationalistischen Deutschen Arbeiterpartei über das deutsche Volk. Einer Partei, die nur mit den Mitteln des Betruges, des Terrors und der Lüge die Gewaltüber das deutsche Volk ergatterte und nur mit denselben Mitteln sich halten konnte. Wehe, wer sich dagegen aufzulehnen versuchte! Gefängnis, Zuchthaus, Konzentrationslager und der Tod, das waren Methoden, um jeden andersdenkenden Menschen von vornherein unschädlich zu machen. Das deutsche Volk wurde unter dieser Herrschaft zu einem willenlosen Objekt, das sich zu allem hergeben mußte. Und heute ? Eine Illusion ist zusammengebrochen. Heute herrschen Erkenntnis und Verbitterung gegenüber den Führern der Nationalsozialisten. Männer und Frauen! Wir müssen jetzt retten, was noch zu retten ist, es ist ein schlechtes Erbe, was wir übernehmen.Der unterzeichnete Ausschuß hat seit einigen Tagen die Geschicke der Gemeinde übernommen. Männer, die zum Teil schon in früheren Jahren ihr Ganzes gaben für die Belange und zum Wohle der Gemeinde, die sich in jahrelanger Zusammenarbeit für den jetzigen Zeitpunkt schulten und vorbereiteten, haben die Geschicke der Gemeinde Raschau als beratender Ausschuß mit übernommen… Der Bürgermeister Gärtner ist, bis die Besatzungsbehörde eingesetzt ist, beurlaubt, das entsprichtwohl dem Willen des größten Teils der Einwohner. Stellt Euch, Ihr Einwohner, geschlossen hinter die Gemeindeverwaltung und den Antifaschistischen Aktionsausschuß.Raschau, am 14. Mai 1945 |
15.05.1945 Nach Auslieferung des kroatischen Heeres an Jugoslawien werden 80.000 Soldaten und 30.000 Zivilisten ermordet. Tägliche Rundschau erscheint zum ersten Male. Alliierte übernehmen die Verwaltung der Deutschen Reichsbahn. |
SCHWARZENBERG
Erste Lebensmitteltransporte werden organisiert. Bewaffnete Antifaschisten aus Raschau lösen ein bei Schwarzenberg gelegenes Werwolf-Lager der Hitlerjugend gewaltsam auf. ERKLÄRUNG Infolge der durch den Waffenstillstandeingetretenen veränderten politischen Verhältnisse haben sich heute Männer aus der antifaschistischen Bewegung in Johanngeorgenstadt zu einer Besprechung im Ratsstübchen des Ratskellers eingefunden. Die Besprechung wurde von Paul Espig geleitet, dem aus der Mitte der Anwesenden das Amt des Bürgermeisters angetragen wurde. Er war bereit, das Amt zu übernehmen und die Geschäfte der Stadtverwaltung zu führen. Als eine der vordringlichsten Aufgaben wurde die Enthebung der bisherigen Polizei von ihren Ämtern und die Errichtung einer antifaschistischen Polizei bezeichnet. Die hierzu erforderlichen Vorarbeiten wurden sofort aufgenommen. Noch in der Nacht vom 15. zum 16. Mai wurde die antifaschistische Polizei aufgestellt, die auch sofort die Funktionen der bisherigen Polizei übernahm. Die bisherige Polizei wurde am 16. Mai ihrer Ämter enthoben. Weiter wurde ein Aktionsausschuß gegründet, dem zunächst Paul Espig, Franz Nechwatal, Ferdinand Staudacher, Walter Pitzing, Hermann Keller, Willy Stief sen., Willy Stief jun., Kurt Engler, Alex Siems, Walter Gründel und Bruno Fröhlich angehören. |
16.05.1945 Alliierte übergeben Italien200.000 deutsche Kriegsgefangene für Wiederaufbauarbeiten zur Verfügung+ Alliierte erklären, die Organisation Dönitz sei keine Regierung General Lucius Clay: Die Alliiertenwerden dafür sorgen, “die deutschen Kriegsverbrecher einer gerechtenAburteilung zuzuführen”. |
Aufruf an die Einwohnerschaftvon Schwarzenberg Die bisherigen Bürgermeisterunserer Stadt sind auf Grund eines Antrages aus Kreisen der Einwohnerschaftaus ihren Ämtern beurlaubt worden. Diese Maßnahme wird in dergesamten Bevölkerung begrüßt werden und zur Beruhigungbeitragen. Die Geschicke der Stadt und damit der gesamten Bevölkerungkonnten nicht länger in den Händen von Männern bleiben,die vor dem Zusammenbruch des Dritten Reiches alles für die Erhaltungdieses Reiches getan haben, vor allem aber nach Auflösung dieses Reichesnicht das Geringste unternommen haben, um die Reste desselben zu beseitigen.Außerdem sind keinerlei Maßnahmen ergriffen worden, um evtl.Vermögenswerte der aufgelösten Nationalsozialistischen Organisationenfür die Allgemeinheit sicherzustellen. Ebenso sind für die persönlicheSicherheit und die Sicherung des Eigentums der Bevölkerung nicht dieerforderlichen Maßnahmen getroffen worden. Ich bin vom Landrat ab 12. Mai 1945zum kommissarischen Bürgermeister der Stadt Schwarzenberg bestelltworden. Alle nationalsozialistischen Gesetze sind außer Kraft gesetzt.Im Moment ist jedoch keine Zeit, neue Gesetze zu erlassen und großeReden zu halten. Die vordringlichste Aufgabe ist die Sicherstellung derErnährung für unsere Bevölkerung. 1. Der Verkauf von Lebensmittelnohne die vorgeschriebenen Lebensmittelabschnitte ist strengstens untersagt.Bezugsbeschränkte Waren dürfen weiterhin nur nach den jeweilserlassenen Anordnungen verkauft werden. Zuwiderhandlungen werden unnachsichtigbestraft 2. Sämtliche Lebensmittel undandere Gegenstände des täglichen Bedarfs ( Kleidungsstückeund Spinnstoffe aller Art), gleichviel ob sie im Eigentum der Wehrmachtgestanden haben oder der zivilen Versorgung dienten, sind von der Stadtmit sofortiger Wirkung beschlagnahmt und dürfen ohne Bezugsausweisnicht verkauft oder entnommen werden. Wer sich an solchen Vorrätenvergreift, macht sich des Plünderns schuldig und wird erschossen. 3. Es wird alles getan, die Lebensmittelversorgungim Rahmen der zur Zeit bestehenden großen Schwierigkeiten zu meistern.Vorübergehende Stockungen müssen verständnisvoll in Kaufgenommen werden. 4. Die Zivilbevölkerung wirdgebeten, aus Gründen der eigenen Sicherheit in jeder Hinsicht Ruheund Ordnung sowie Disziplin zu wahren. Sicherheitsmaßnahmen fürdie Bevölkerung sind weitgehendst getroffen worden. 5. Das eigenmächtige Herausschlagenvon Holz aus den Wäldern ist strengstens untersagt. Wegen einer allgemeinenVersorgung der Bevölkerung mit Brennholz wird allerschnellstens eineRegelung getroffen und bekanntgegeben. 6. Es ist jedermann untersagt, eigenmächtigGegenstände zu requirieren. Wer auch hier in unerlaubter Weise handelt,hat mit strenger Strafe zu rechnen. Schwarzenberg, Erzgeb., am 16. Mai1945 Nach eingegangenen Meldungen sindbei Parteiführern Übervorräte an Lebensmitteln und Beständenin anderen Gegenständen festgestellt worden. Ich nehme daher Veranlassung,folgendes anzuordnen: 1. Alle Einrichtungsgenstände( vollständige Einrichtungen und einzelne Möbelstücke usw.) aller Geschäftsstellen der aufgelösten NSDAP, ihrer Gliederungenund angeschlossenen Verbände und aller ihrer Einrichtungen, wie Kinder-und Jugendheime usw., müssen als Volksgut in die Hände der Allgemeinheitzurückgegeben werden. Auch soweit diese Einrichtungen von den Stellender aufgelösten Partei ( durch Schein- oder Tarnverkäufe ) verkauftoder verschenkt oder soweit sie gestohlen worden sind, sind sie in öffentlicheHand zurückzuführen. 2. Jeder, der etwas von einer Parteieinrichtungder NSDAP gekauft, geschenkt erhalten oder gestohlen hat, muß esbei der Stelle wieder abgeben, wo er es empfangen hat. Zur Entgegennahmebevollmächtigte Personen sind dort vorhanden. 3. Soweit es sich um Lebensmittel,Genußmittel aller Art handelt, sind diese in der Polizeiwache abzugeben.Dort sind auch zweckdienliche Angaben über vermutliche Lagerung solcherLebensmittel usw. zu machen. Diese Anordnung gilt besonders für allehaupt- oder ehrenamtlichen Angestellten der Büros der aufgelöstenPartei, die irgendwelche Wahrnehmungen in dieser Hinsicht gemacht haben. 4. Wer glaubt, daß er sichder Rückgabe auf irgendeine Art oder Weise entziehen kann, wird inleichteren Fällen bestraft, in schweren Fällen überdiesin Haft genommen. 5. In Verbindung hiermit wirdhinsichtlich der Lebensmittelvorräte in Privatbesitz folgendes angeordnet a) Alle diejenigen, die im Besitzübermäßiger Mengen von Hamstergut sind oder beim Zusammenbruch etwas gestohlen odergeschenkt bekommen haben, ganz gleich von wem, werden aufgefordert, biszum 17. Mai, 18 Uhr, alle diese Vorräte in der Polizeiwache an- oderabzugeben. Zweckdienliche Angaben sind ebenfalls dort zu machen. Ausgenommensind solche Vorräte, die entweder aus Schrebergärten geerntet,durch Beeren sammeln und dergl. beschafft oder im Rahmen der Lebensmittelbewirtschaftungnachweisbar erspart worden sind. b) Was nach dem 17. Mai an unrechtmäßigenÜbervorräten gefunden wird, wird beschlagnahmt. Die Verantwortlichenwerden bestraft. Die Macht der verhaßten Nazisist gebrochen. Wir haben die Verwaltung unserer Heimat übernommenund fordern alle Einwohner auf, mit uns aus dem hinterlassenen Trümmerhaufenzu retten, was zu retten ist. Um die Bevölkerung zu schützenund weiteres Blutvergießen zu vermeiden, wird zur Aufrechterhaltungder Ruhe und Ordnung sowie zur Sicherung der notwendigen Lebensbedürfnissefolgendes angeordnet: 1. Waffen aller Art sind sofort,spätestens 6 Stunden nach diesem Aufruf, im Gemeindeamt abzugeben.Wie der Aktionsausschuß an Hand der Ablieferungsliste feststellenmußte, ist die Ablieferung nicht vollständig ausgeführtworden. – Wir fordern daher die ehemaligen Mitglieder der NSDAP und derenGliederungen nochmals besonders auf, dieser Aufforderung peinlichst genaunachzukommen, andernfalls mit Weiterungen zu rechnen ist. 2. Plünderungen jeder Art sindverboten und werden strengstens geahndet. 3. Warenverteiler haben die vorhandenenLebensmittel und sonstige Verbrauchsgüter nach besonderer Anordnungzu verteilen. 4. Jeder Arbeiter, Beamte und Angestelltehat unbedingt auf seinem Posten zu verbleiben, sofern er nicht auf höherenBefehl abberufen wird. Auf gewissenhafte Pflichterfüllung wird besondersaufmerksam gemacht. Arbeitsentlassungen dürfen nicht vorgenommen werden. 5. Bei Bedarf hat jeder Einwohnervon Raschau die Pflicht, zum Wohle seiner Heimatgemeinde einzustehen. Beieinem eventuellen Aufruf der Unterzeichneten hat jeder männliche Einwohnerunverzüglich auf dem noch zu bezeichnenden Stellplatz zu erscheinen.Ausländer, Evakuierte und Kriegsgefangene sind als Gäste zu betrachtenund haben sich den Anordnungen ebenfalls zu fügen. 6. Tragen von Uniformen aller Art,Auszeichnungen oder gar politische Abzeichen sind verboten. Ausgenommenhiervon sind Uniformen der Polizei-, Bahn- und Postpersonen. 7. Den Anordnungen und Weisungender eingesetzten Polizei und ihrer Hilfsorgane ist unbedingt Folge zu leisten. 8. Persönliche Reibereien undStreitigkeiten haben unbedingt zu unterbleiben. 9. Wer seine Heimat und seine Angehörigenliebt, verhält sich entsprechend den gegebenen Weisungen. Im anderenFalle ist er unser Gegner und wird als solcher behandelt. 10. Diese Anordnung tritt sofortin Kraft und wird erst nach höherer Anweisung gemildert oder verschärft. Raschau, am 16. Mai 1945 AntifaschistischerAktionsausschuß
gez. Unterschrift
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17.05.1945 Dönitz verhandelt abermalsmit Westalliierten auf dem Wohnschiff Patria In Flensburg treffen die Mitgliederder Sowjetischen Kontrollkommission beim OKW ein |
AUE Die Ehefrau des Gauleiters Mutschmann,die sich flüchtig in Tellerhäuser aufhielt, hatte sich, um derVerhaftung zu entgehen, einem Flüchtlingszug in Richtung Raschau angeschlossen.Sie wurde erkannt, am 14. Mai in Rittersgrün verhaftet und am 15.Mai in Aue von der amerikanischen Polizei übernommen. EIBENSTOCK Der Bürgermeister hat einenAufruf zur Meldung von Lebensmitteln und Spinnstoffwaren erlassen, in demes heißt: In der letzten Zeit haben durchfahrende Wehrmachtsfahrzeugewiederholt Verpflegungsgüter in größeren Mengen wild anHerumstehende verteilt. Man hat beobachtet, daß dabei einzelne inden Besitz von übergroßen Mengen Nahrungsmitteln gelangt sind,die sie bestimmt in der nächsten Zeit nicht benötigen. AndereEinwohner sind nach wie vor auf die äußerst knappen Rationenangewiesen. Die auf diese Weise herbeigeführte ungleichmäßigeVersorgung muß unter allen Umständen wieder beseitigt werden.Einwohner, die in der letzten Zeit außerhalb der behördlichgeregelten Lebensmittelverteilung Nahrungsmittel erhalten haben, sind verpflichtet,diese bis zum morgigen Freitag in der Sammelstelle Saarstraße 15gegen Empfangsbescheinigung abzugeben… |
18.05.1945 Generaloberst Jodl spricht anBord der Patria mit General Truskow Max Schmeling von Briten verhaftet+ Leni Riefenstahl wird unter Aufsicht gestellt |
ANNABERG Naziverbrecher und Werwolfbanditenam Pranger MartinMutschmann mit anderen Mordgesellen und Volksbetrügern zur Schau gestellt
Wie ein Lauffeuer ging am Donnerstagdie Nachricht von der Festnahme des ehemaligen Nazi-Gewaltigen in Sachsen,Martin Mutschmann, durch unsere Stadt. Annaberger Tageblatt 19./20.5.1945 RASCHAU Antifaschistischer Aktionsausschuß |
19.05.1945 Amerikaner bestimmen den deutschenGeneral Westphal zum neuen OB Süd |
SCHWARZENBERG Hitlerbild auf den Briefmarken wirddurch einen Überdruck, der die Silhouette des Schwarzenberger Schlosseszeigt, unkenntlich gemacht. |
20.05.1945 Westalliierte und Russen verhandelnerneut mit Dönitz Iswestia : Fall Dönitz istzu einem gefährlichen politischen Spiel geworden |
LÖSSNITZ Bekanntmachung Die Lebensmittelversorgung von Lößnitzist ernstlich gefährdet. Die Ursachen dafür liegen darin,daß unser Gebiet vorläufig noch Niemandsland ist, für dassich weder die amerikanische, noch die russische Militärverwaltungzuständig erklärt. Bis zur endgültigen Besetzung bleibenwir von unseren bisherigen Lebensmittelquellen abgeschnitten und sind aufuns allein gestellt. Erschwert wird diese Lage durch die in unverantwortlicherWeise übersteigerte Aufnahme von Umquartierten und Flüchtlingenin dieses Zuschußgebiet durch den Auer Kreisleiter. Wir bedauernes daher, unseren Umquartierten dringendst nahelegen zu müssen, sobald als möglich in ihr Heimatgebiet zurückzukehren, umso ihre eigene Ernährung sicherzustellen und die der einheimischenBevölkerung zu verbessern. Wir werden alles tun, um ihnen hierbeibehilflich zu sein. Stadtverwaltung |
21.05.1945 Flensburg: Verhandlungen überErnährung, Transport und Verkehr Krupp wird verhaftet + DeutschesOberkammando Süd liefert Feldmarschall Schörner an Alliierteaus, bei den Russen steht er auf der Liste der Hauptkriegsverbrecher +Berliner Zeitung erscheint erstmals |
AUE Der Aktionsausschuß entläßtunter Berufung auf die Beschlüsse der Jaltakonferenz OberbürgermeisterGeipel , “um damit freie Bahn für eine nazireine Stadtverwaltung zuschaffen”. Bürgermeister a.D. Max Ziegler,SPD, wird kommissarischer Oberbürgermeister. Stadtrat Max Poepel: ” Hermann Graf eröffnetedem Oberbürgermeister als auch mir, daß wir uns nicht mehr imAmt befindlich betrachten sollten, also abgesetzt seien. Dies sei der Wunschder Einwohnerschaft und man bedankte sich für all die Mühe, diewir beide uns um das Wohl der Stadt gegeben hatten. Der Oberbürgermeistersollte seine Wohnung nicht verlassen. Von einer Verhaftung von uns beidenwollten sie absehen…. Von mir sagte man noch, ich könnte mich freibewegen und hätte keine Unannehmlichkeiten zu erwarten.” |
22.05.1945 Eisenhower befiehlt Entlassungdeutscher Kriegsgefangener mit folgenden Berufen: Landarbeiter, Bergleute,Eisenbahner, Mitarbeiter lebenswichtiger öffentlicher Betriebe |
Bekanntmachung Hinsichtlich der Abgabe von Fahnen,Uniformen und Ausrüstungsstücken dürften Unklarheiten inder Einwohnerschaft bestehen. Es wird deshalb eine letzte Gelegenheit zurAbgabe am 1. Alle Parteifahnen 2. alle Wimpel 3. alle Uniformen der Partei undihrer Gliederungen, einschließlich der HJ, des Jungvolks und desBDM 4. alle Koppel 5. alle Schulterriemen 6. alle Mützen 7. alle Abzeichen jeglicher Art 8. alle Binder und Halstücher. Die Gegenstände werden an vorstehendemTag im Rathaus, Zimmer 3, entgegengenommen. Zertrennte oder gefärbte Uniformstückesind mit vorzulegen. Ausgenommen von der Uniformabgabe sind die uniformiertenBeamten und Uniformen der ehemaligen Wehrmacht. Wer sich nach vorstehender Abgabezeitnoch im Besitz von Uniformen und Ausrüstungsgegenständen befindet,setzt sich einer Bestrafung aus. Raschau, am 18. Mai 1945 Mit sofortiger Wirkung werden folgendeStraßen umbenannt: Dr.-Todt-Straße in ?Wettinerstraße?,Reinhard-Hendrich-Straße in ?Lindenstraße?, Horst-Wessel-Straßein ?Hubertusstraße?, Friedrich-Loeper-Straße in ?Am Plan?,Adolf-Hitler-Straße in ?Poststraße?, Adolf-Hitler-Brückein ?Bahnhofsbrücke?, Herbert-Norkus-Straße in ?Hohe Straße?,Mutschmann-Straße in ?Reichsstraße?, Schlageterstraßein ?Röntgenstraße?, Hans-Schemm-Platz in “Platz vor der Warte?,Dietrich-Eckart-Straße in “Brunnenstraße?, Immelmannstraßein “Robert-Koch-Straße?, Hindenburgstraße in “SchneebergerStraße?, Zschorlauer Straße ab Lange-Bad bis Stadtgrenze in”Sonnental? und Langemarckstraße in “Sonnenstraße?. Ziegler kommiss. Oberbürgermeister |
23.05.1945 – 03.06.1945
23.05.1945 Auf der Patria empfängtGeneral Rooks am Morgen Dönitz, Jodl und von Friedeburg – er teiltihnen mit, OKW und Regierung werden auf Befehl Eisenhowers verhaftet. Dönitz wird ins Polizeipräsidium Flensburg gebracht. Engländer verhaften Regierung bei einer Beratung. Die Alliierten Befehlshaber übernehmendie Regierungsgewalt in Deutschland. Reichsführer-SS HeinrichHimmler begeht in britischer Gefangenschaft Selbstmord |
Aktennotiz desLandrates Schwarzenberg, am 23. Mai 1945 Besprechung mit Dr. Jüttnerund Dr. Hildebrandt: Die beiden Herren erklären, daß sie bereit sind, den Abtransport der aus dem Westen Evakuierten und Flüchtlinge zentral für den ganzen Bezirk zu regeln und zu übernehmen. Sie erbitten aber hierfür eine entsprechende Frist, da zur Zeit erst die Frage geklärt werden muß, wie die Transporte durch die amerikanischen Linien kommen und welche Beförderungsmittel zur Verfügung stehen. Außerdem ist für die Transporte die Verpflegungsfrage sorglich zu regeln. Sie stehen auf dem Standpunkt, daß zunächst die nach Osten auszuschleusenden Evakuierten abfließen müssen, da dies in Bezug auf Visum, Transportlage und Verhandlungen mit den Russen wesentlich leichter ist. Sie bitten, daß die Bürgermeister bei der Beschaffung es Visums von seiten der russischen Behörden ihnen behilflich sind. Ich sage den Herren zu, daß ich in diesem Sinne die Bürgermeister anweisen werde. Dies bedeutet, daß sämtliche aus dem Westen polizeilich ordnungsgemäß Gemeldeten für den Abtransport nicht eher in Frage kommen, als bis dieser in obigem Sinne ordnungsgemäß vorbereitet ist und laufen kann. Unterschrift SOSA “Ich bin am 23. Mai 1945 an meiner Tätigkeit als Bürgermeister durch einige deutsche Offiziere mit Waffengewalt gehindert worden. Auf Veranlassung dieser Offiziere wurde ich am folgenden Tage durch ein amerikanisches Kommando, bestand aus einem Offizier und etwa 6-8 Mann, meines Amtes enthoben. Ich mußte mich diesem Befehl beugen mit der ausdrücklichen Erklärung, daßd iese Maßnahmen nicht den Vereinbarungen der Obersten Alliierten Behörden und den Vereinbarungen von San Franzisko und Jalta entsprächen.” gez. Güttler Feustel (Sosa) AUE Aufruf zur Bildung antifaschistischer Organisationen: Jeder soll Mitkämpfer werden,ganz gleich, ob er einen geistigen Beruf ausübt, Arbeiter, Angestellter oder Handwerker, ob er christlich-religiös oder konfessionslos ist,nur ehrlichen Willens muß er sein. |
24.05.1945 Offiziell in Haft befinden sich:Dönitz, Jodl, Graf Schwerin von Krosigk, Stuckart, Speer und GauleiterWegener. OB Luftwaffe General Ritter von Greim begeht Selbstmord. |
SCHWARZENBERG Zur Vorbereitung der Rückführungder Ostpreußen ist im Einvernehmen mit dem Herrn Bürgermeisterin Schwarzenberg im ehemaligen Wehrmeldeamt eine Meldestelle eingerichtetworden, die täglich von 9-12 und 14-18 Uhr Anmeldungen aller Ostpreußenaus Schwarzenberg entgegennimmt, soweit sie nicht bereits durch andere Meldestellen erfaßt sind. Die Abfertigung erfolgt durch besonderefür die einzelnen ostpr. Kreise eingesetzten Vertrauensleute. Meldestelle für Rückführungder Ostpreußen in Schwarzenberg |
25.05.1945Eisenhower gibt bekannt, das 1 500 000 Russen aus Westeuropazurückgeschafft werden müssen |
AUE Aufruf Schont Wiesen und Felder! Bauern aus Aue und Bockau bitten uns, darauf hinzuweisen, daß das Suchen nach “Otterzungen” und “Sauerlump” wegen des bevorstehenden Wiesenschnittes jetzt unterbleiben möchte. Mag auch der Hunger dazu führen, daß besorgte Hausfrauen mit ihren Kindern in immer größerer Zahl in den Wiesengründen nach Pflanzenkost suchen, so wird doch jeder Vernünftige einsehen müssen, daß auch das Grünfutter für die sowieso schon stark zusammengeschrumpften Viehbestände gesichert werden muß, wollen wir in absehbarer Zeit wieder Milch, Butter oder Käse auf unsere Karten beziehen. Ein Bauer erklärte uns rund heraus, in den täglich von Hunderten zertrampelten Wiesen sei es überhaupt nicht mehr möglich, Gras zu hauen… Also noch einmal: Schont Wiesen und Felder! |
26.05.1945Die Kreuzer Prinz Eugen und Nürnberglaufen aus Kopenhagen kommend wieder in Wilhelmshaven ein, die Nürnbergsoll an die Russen geliefert werden Erstes Sinfoniekonzert im BerlinerTitatnia-Palast |
BEZIRKSAKTIONSAUSSCHUSS Nachdem durch die Neuordnung derpolitischen Verhältnisse sowohl der Kreisausschuß als auch derBezirksausschuß weggefallen sind, hat sich ein Aktionsausschußfür den Bereich des Bezirksverbandes des Landratsamtes Schwarzenberggebildet, der die öffentlich-rechtlichen und verwaltungsmäßigenAufgaben der fortgefallenen Organe übernommen hat. Dem Ausschußgehören an die Herren: Oskar Schieck, Schwarzenberg, alsVorsitzender Hugo Grummt, Bermsgrün Reinhard Schlösser, Aue Max Küchler, Affalter Erwin Nestler, Lauter, und Frau Helene Papst aus Schwarzenberg. Obgleich Aue bezirksfreie Stadtist, erschien die Berufung des Herrn Reinhard Schlösser wichtig, umbei der schwierigen Frage der Nahrungsversorgung eine Verbindung zwischendem Bezirksverbande und der Stadt Aue zu haben. Die Arbeiterschaft unseres Bezirkesweiß, daß sie kein Recht hat auf besondere Gnade von seitender siegreichen Roten Armee, da sie nicht imstande war, die Machtergreifungder Faschisten zu verhindern noch zu stürzen, als sie im Krieg gegendie Sowjetunion begannen und durchführten. Die hiesige Arbeiterschafthat gekämpft gegen den Faschismus und seine Helfer. In den Jahren1918,1920, 1921, 1923 und auch noch bis 1930 fanden wiederholt blutigeAuseinandersetzungen mit ihnen statt. Viele Hunderte von den Genossen ausdem Bezirk sind durch die Gefängnisse, Zuchthäuser und zuletztKonzentrationslager gegangen wegen ihrer Einstellung gegen den Faschismus.Aber die Arbeiterschaft war zu schwach, um die verbrecherische Politikder Faschisten zu verhindern, das erkennen wir an. Aber ich wende mich trotzdem anSie, Herr Kommandeur, in der Annahme, daß Sie auch den guten Willender Arbeiterschaft sehen und bei Ihrer Beurteilung der Arbeiterschaft mitberücksichtigen. Die Arbeiter des hiesigen Bezirkes haben die Faschistenin den meisten Orten gestürzt und durch Aktionsausschüsse dieöffentliche Gewalt in ihre Hände genommen. Auch für denBereich des Landratsamtes, dem sämtliche Orte mit rund 240.000 Menschenunterstehen, ist ein Aktionsausschuß eingesetzt worden, der dem Bezirkvorsteht und die Verantwortung trägt. Diesem Aktionsausschußgehöre ich an und will Ihnen unsere Notlage darlegen. Unser Bezirk war bis jetzt nichtbesetzt und liegt zwischen der Besatzungszone der Roten Armee und den amerikanischenTruppen. Unser Bezirk hat nur wenig Landwirtschaftund hat schon immer nur 10 % seines Bedarfs an Nahrungsmitteln aus eigenerErzeugung decken können, ist also auf Zufuhr angewiesen gewesen. DieErnährungslage ist aber noch durch die Politik der Faschisten zurKatastrophe geworden, weil Zehntausende von Flüchtlingen in unserGebiet getrieben und auch die geschlagenen deutschen Truppen hindurchzogenund die letzten Nahrungsmittelbestände dadurch vollends verbrauchtwurden. Der Aktionsausschuß des LandratsamtesSchwarzenberg daher seit seinem Antritt vor leeren Lagern und Läden.Wir haben bisher zusammengekehrt, was noch im Bezirk aufzufinden war undhaben bis heute pro Woche 1700 Gramm Brot für Erwachsene, … fürJugendliche, … für Kinder ausgegeben, Fleisch 100 Gramm, die Fettrationenvon 25 Gramm wöchentlich konnten noch nicht in allen Orten durchgesetztwerden. An Nährmitteln, Kartoffeln je nach Eingang keine oder ¾-1½Pfund pro Woche. Die Bevölkerung hat sich zum großen Teil mitGräsern behelfen müssen. Ihr körperlicher Zustand ist schlecht,und in manchen Orten treten Ruhr und große Kindersterblichkeit auf.Aber auch diese Hungerration ist jetzt nicht gesichert, und unser Bezirksteht vor der Hungersnot, wenn wir nicht Hilfe von Ihrer Seite erhalten,Herr Kommandeur. Brot können wir noch füreine Woche backen, dann ist der Vorrat an Getreide und Mehl erschöpft.Kartoffeln und ältere Nährmittel sind nicht mehr vorhanden. Wirmüssen schnell Zufuhren von Lebensmitteln mit Autos oder mit der Bahnaus anderen Bezirken heranholen und ungehindert bis in unser Gebiet bringenkönnen. Wir brauchen wöchentlich 5000 ztr. Getreide bei der jetzigenRationierung. Dazu brauchen wir Ihre Genehmigung und Ihren Schutz fürWagen und Ladegut während des Transportes durch das besetzte Gebiet. Ich bitte Sie daher inständig,in Anbetracht unserer Not, um Ihre Hilfe. Die Arbeiterschaft unseres Bezirkeswürde Ihnen unendlichen Dank schulden, wenn die siegreiche Rote Armeezu dem Sieg über den Faschismus auch noch den Sieg über die drohendeHungersnot hinzufügte durch Ihre Hilfe. Die Rote Armee und besondersauch Sie, Herr Kommandeur, würden sich in den Herzen der Arbeiterschaftund ihrer jetzt hungernden Kinder ein Denkmal setzen für alle Zeitenund unser Bestreben für eine innige Zusammenarbeit der deutschen Arbeitermit den russischen Arbeitern und Bauern mehr fördern, als die bestePropaganda je fertig brächte. Wir hoffen daher auf Ihre Antwortund Hilfe. |
27.05.1945 Mit Beethovens 6. Symphonie bringtder Hamburger Rundfunk erstmals ein eigenes Konzert In der Nähe von Hamburgwird Albert Forster, Reichsstatthalter von Danzig-Westpreußen, verhaftet |
Schwarzenberg, 27.V.1945 Auf Grund 25 jähriger Tätigkeitals praktischer Arzt und mehrjähriger Tätigkeit als Fürsorge-und Wohlfahrtsarzt in Schwarzenberg bin ich in der Lage, den hygienischenund Ernährungszustand der Schwarzenberger Bevölkerung zu beurteilen.Die Ernährung im Erzgebirge war stets knapp und besonders arm an Gemüsenund Obst (Vitamine), erklärlich aus der Tatsache, daß das Gebirgestets landwirtschaftliches Zuschußgebiet war. Hauptnährmittelwar die Kartoffel. Schon durch den ersten Weltkrieg hat die Bevölkerungim Vergleich zu anderen Gebieten Deutschlands schwerer gelitten und konnteden Substanzverlust nur langsamer aufholen als anderswo. Durch die nat.soz. Regierung wurde auch schon vor Ausbruch des Krieges 1939 die Lebenshaltung,besonders die Fettversorgung der Bevölkerung, stark eingeschränkt.Erst recht traf dies zu im Kriege. Von Jahr zu Jahr war zu beobachten,wie bei der arbeitenden Bevölkerung immer stärkere Gewichtsverlusteeintraten bei immer stärker werdenden körperlichen Anstrengungen.Die Lungentuberkulose nahm zu. Dies sind Eigenbeobachtungen, da fast sämtlicheTuberkulosefälle mit Pneumothoraxbehandlung durch meine Händegingen. Fast ständig waren schwer-toxische Diphtherie. Im letztenJahr trat eine schwere Keuchhustenepidemie unter den Kindern auf. Scharlacherkrankungenwaren ununterbrochen. Die Ernährungslage wurde noch verschlechtertdurch eine unverhältnismäßig hohe Zahl von Evakuiertenaus anderen Gebieten Deutschlands, besonders in letzter Zeit. Die auf Lebensmittelkartenzu beanspruchenden Rationen waren zum großen Teil überhauptnicht erhältlich. Viele Familien hatten nicht eine Kartoffel und keinStück Brot mehr im Hause und nährten sich von auf der Wiese gesuchtenKräutern. Diese Nahrungsmittel wurden so gut wie ohne Fett zubereitet.Säuglinge erhalten nur noch Magermilch, so daß die Ernährungsstörungender Säuglinge sich häufen. Seit Wochen leidet ein großerTeil der Bevölkerung an ruhrartigen blutigen Durchfällen. BakteriologischeUntersuchungen sind bei allen Infektionskrankheiten ausgeschlossen, dawir von den bakteriologischen Instituten in Dresden, Chemnitz und Zwickauabgeschnitten sind. Katastrophal wurde die Ernährungslage, als nachder Kapitulation ein riesiger Flüchtlingsstrom unser Gebiet durchfluteteund die letzten Lebensmittelvorräte aufzehrte. In der ärztlichenSprechstunde erscheinen vor Schwindel taumelnde Menschen, abgemagert vorHunger, seit einigen Wochen mit Hungerödemen an den Knöcheln.Die Menschen erliegen Infekten, die sie noch vor einem Jahr anstandslosüberstanden. Eitrige Hautausschläge, auf Mangel an Vitaminenzurückzuführende Neuralgien treten gehäuft auf. Körpergewichtevon 50, 40, ja 35 kg bei erwachsenen Menschen häufen sich. Es entwickelnsich Zustände, die über kurz oder lang zu Seuchen führenmüssen. Um diesem vorzubeugen, ist notwendig: 1. Schaffung einer Möglichkeit,durch Passierscheine mittels Lastautos Nahrungsmittel aus nahegelegenenÜberschußgebieten herbeizuschaffen; 2. Herbeischaffung von Medikamentenund Seren sowie Impfstoffen durch Gewährung von Passierscheinen andie Apotheker. 3. Hand in Hand damit müßteGelegenheit gegeben werden, die Evakuierten aus dem übervölkertenGebiet so schnell wie möglich abzutransportieren. Stempel Unterschrift |
28.05.1945 | AUE / SCHWARZENBERG Die gegenwärtige Notzeit erfordert,daß alle für den Wiederaufbau benötigten Arbeitskräfteunverzüglich hierfür eingesetzt werden. Obwohl sich die überwiegendeMehrheit der Bevölkerung dieser Notwendigkeit nicht verschließt,zeigen sich doch vereinzelte Fälle, in denen Arbeitskräfte derAufforderung des Arbeitsamtes, eine ihnen zugewiesene Arbeit anzutreten,nicht nachkommen. Die dadurch hervorgerufene Verzögerung des Wiederaufbaueskann keinesfalls geduldet werden. Es werden daher künftig alle diejenigen,welche der Aufforderung des Arbeitsamtes zur Aufnahme einer bestimmtenArbeit rechtswidrig nicht Folge leisten, von jeder Unterstützung (Arbeitslosen-Sonderunterstützung,Ausfallvergütung usw.) sowie vom Bezug der Lebensmittelkarten ausgeschlossen. Aue und Schwarzenberg, 28.5.1945 Der Leiter des Arbeitsamtes gez. Dr. Mittelbach Der Oberbürgermeister derStadt Aue gez. Ziegler Der Landrat zu Schwarzenberg gez. Dr. Hänichen |
29.05.1945Die in Norwegen liegenden deutschenU-Boote werden in britische Häfen gebracht | Lic. theol. G. Beyer Pfarrer Beierfeld, Erzgeb. Beierfeld, 29.5.1945
Sehr geehrter Herr Regierungsrat ! |
30.05.1945Feldmarschall Montgomery verkündetden Deutschen in der britischen Besatzungszone, “die Vorbedingungen fürein einfaches, aber geordnetes Leben der ganzen Bevölkerung zu schaffen”. | AUE Bekanntmachung Alle Flüchtlinge, Haftentlassenen,Befreiten aus Konzentrationslagern usw. haben sich sofort in ihre Heimatortezu begeben, um dort beim Aufbau mitzuwirken. Otto Brandt, Mitglied des Aktionsausschusses: “Wenn wir keine Hilfe von auswärtsbekommen, stehen wir vor einer Katastrophe!” Hermann Graf, Mitglied des Aktionsausschusses: “Zurückflutende Soldaten,Flüchtlinge, Kriegsgefangene sowie Zivilarbeiter haben das Stadtgebietvon Ost nach West und umgekehrt durchzogen und die bescheidenen Vorrätebis auf einen kleinen Bestand aufgezehrt. Die Stadt kann keinerlei Zuteilungenmehr geben” Großhändler Thierfelderwird als Großschieber entlarvt, die Stadt muß die Beschaffungvon Lebensmitteln in eigene Hände nehmen. |
31.05.1945Amerikanische Militärregierungverfügt die Auflösung der NSDAP In London beraten Militärsaus 16 Ländern über die beschleunigte Festnahme und Aburteilungvon Kriegsverbrechern. |
Eidesstattliche Versicherung Nach meiner Haftentlassung versichereich hiermit an Eides Statt, 1. daß ich in Zukunft an Besprechungen,Zusammenkünften gleich welcher Art, die sich auf frühere Zieleoder Bestrebungen der NSDAP gründen oder beziehen, weder teilnehmennoch solche etwa gar selbst ins Leben rufen werde. 2. daß ich nichts unternehmenoder dulden werde, was sich gegen die gegenwärtige oder zukünftigeGestaltung sowohl des Reiches wie auch der Gemeindevertretung richten sollte. Raschau, am .. Mai 1945 |
01.06.1945 General Eisenhower verlegt seinHauptquartier von Reims nach Frankfurt in die Gebäude der IG Farben,Lindau am Bodensee wird Hauptquartier der Franzosen Zwischen Alliierten und deutschemMilitärpersonal wird kein militärischer Gruß gewechselt |
Bekanntmachung Nach dem Zusammenbruch des Reichesam Ende des verlorenen Krieges fehlt zur Zeit in unserem Gebiete noch jedeandere Reichs-und Staatsgewalt. Die einzige obrigkeitliche Behördeist der Landrat mit seiner Bezirksvertretung. Die Bezirksvertretung wirdrepräsentiert durch den bei Beginn der Neuordnung gebildeten Bezirksaktionsausschuß,der nun gemeinsam mit dem Landrat die obrigkeitliche Gewalt für dengesamten Verwaltungsbereich des Landratsamtes Schwarzenberg mit allen nichtbezirksfreien Stadt- und Landgemeinden darstellt. Landrat und Bezirksausschußhaben daher alle zur Aufrechterhaltung der Ordnung, des Verkehrs (mit Ausnahmedes Post- und Eisenbahnverkehrs ), der Wirtschaft und besonders der Regelungder Ernährung der Bevölkerung notwendigen Anordnungen zu erlassen.Landrat und Bezirksaktionsausschuß sind oberste Polizei- und Verwaltungsbehördedes Bezirkes, bis eine anderweitige Verwaltungsorganisation durch die interalllierteKommission oder deren etwaige Besatungsbehörde eingerichtet wird. Demzufolge wird hierdurch folgendesfür den gesamten Verwaltungsbereich des Landratsamtes Schwarzenbergverordnet: 1. Alle Bürgermeister, Beamtenund Angestellten des Bezirks- und Gemeindedienstes sind zur strengstenDurchführung der Anordnung des Landrates und des Bezirksaktionsausschussesverpflichtet. Sie haben die Durchführung dieser Anordnungen peinlichstzu überwachen und Übertreter sofort zur Bestrafung zu meldenoder im Rahmen ihrer Zuständigkeit selbst zu bestrafen. Bürgermeister,Beamte und Angestellte im Bezirks- und Gemeindedienst haben Dienststrafenund in besonders schwer gelagerten oder Wiederholungsfällen sofortigeDienstentlassung zu gewärtigen, wenn sie dieser Pflicht nicht gewissenhaftnachkommen. 2. Gewerbetreibende, Landwirte sowiealle anderen Personen, die die Verordnungen und Anweisungen des Landratesin irgendeiner Weise übertreten oder gar zu sabotieren versuchen,werden streng bestraft. 3. Besonders strenge Bestrafunghaben diejenigen zu gewärtigen, die sich Vergehen gegen die Anordnungenhinsichtlich der Erzeugung, Verwendung, des Bezugs, der Verteilung sowiedes Einkaufs von Lebensmitteln im Kleinhandel, sei es als Erzeuger, Verkäuferoder Verbraucher, zuschulden kommen lassen. 4. Schwere Bestrafung haben diejenigenzu gewärtigen, die versuchen, durch ihr Verhalten die öffentlicheRuhe und Ordnung zu stören, offene oder versteckte nationalsozialistischePropaganda zu betreiben oder gar zu Unbesonnenheiten auffordern. Fremd zugewanderte Personen habenbei den unter Ziffer 4 aufgeführten Übertretungen neben der Bestrafungnoch sofortige Ausweisung aus dem Bezirk zu gewärtigen. Strafarten für die unter Ziffer1 bis 4 aufgeführten Strafarten und Vergehen sind Geld- und Freiheitsstrafen.Daneben wird auf zwangsweise öffentliche Arbeitsleistung sowie ingeeigneten Fällen auf zeitweise oder dauernde Schließung desGewerbetriebes, bei landwirtschaftlichen Betrieben nötigenfalls aufZwangsverwaltung durch eine von der Bezirksbehörde bestellte Personerkannt werden. Die Anordnung liegt unter den heutigenVerhältnissen im gebieterischen Interesse der Allgemeinheit. Sie sichertRuhe, Ordnung, gerechte und wenn auch noch so geringe Verteilung der äußerstknappen Nahrungsmittel, wahrt die notwendigen Voraussetzungen fürallmähliche Wiederingangsetzung der Wirtschaft und sorgt fürSicherheit gegen jedes nationalsozialistische Treiben. Auf all das habenalle ehrlichen Bewohner des Bezirks berechtigten Anspruch. Landrat undBezirksaktionsausschuß sind sich daher auch der weitgehendsten Unterstützungder Bevölkerung bei Durchführung und Anwendung der Anordnungsicher. Schwarzenberg, 1. Juni 1945 Der Bezirksaktionsausschuß Der Landrat |
02.06.1945 Die Verhaftung von mehreren Gauleiternwird bekanntgeben |
AUE In Gegenwart eines Vertreters derStadtverwaltung wurde in einer Zusammenkunft zahlreicher Industriefirmenein vorläufiger Industrieausschuß für das StadtgebietAue gewählt. CHEMNITZ Erzgebirgischer Volksfreund Ruhe und Ordnung im Raum Chemnitz Wie vor einiger Zeit gemeldet wurde,herrschten im Raum Chemnitz Unruhen, da noch nicht gefangengenommene deutsche Soldaten die Bauern belästigten. Wir erfahren nun, daßdie Russen die Ordnung wieder hergestellt und die plündernden Soldatenliquidiert haben. |
03.06.1945 Hermann Brill, SPD, wird mitZustimmung der Amerikaner Ministerpräsident von Thüringen Lebensmittelvorräte reichennoch für zwei Monate |
SCHNEEBERG Es wird nochmals ausdrücklichdarauf hingewiesen, daß jeder Tausch von Bekleidungsstückenund anderen Sachen gegen Lebensmittel bei Landwirten sowie allen anderenGeschäftsinhabern infolge der katastrophalen Ernährungslage verbotenist. Ferner wird nochmals jede Person vor Plünderungen, Diebstählenund sonstigen unberechtigten Aneignungen von Lebensmitteln, Bekleidungsstückenund anderen Sachen gewarnt. Jede Person, die dieser Bekanntmachung zuwiderhandelt,hat mit der härtesten Strafe und entehrender Bloßstellung zurechnen. Der Polizeiausschuß |
04.06.1945 – 26.06.1945
04.06.1945 Amerikaner gestatten Vorbereitung von Gewerkschaftsgründungen |
AUE Arzneiflaschenmangel der Apotheken Infolge Fehlens jeglicher Zufuhr haben die Apotheken der Stadt Aue und der Ortschaften im Landkreis Schwarzenberg fast keine Arzneiflaschen mehr, so dass die Belieferung mit Arzneimitteln ernstlich gefährdet wird. Die in den Haushaltungen unnütz herumstehenden leeren Arzneiflaschen gehen in die Tausende. Die Apotheken richten deshalb einen dringenden Appell an die Einwohnerschaft, möglichst sofort alle verfügbaren Arzneiflaschen gegen Entgelt sauber gespült in die Apotheken zurückzubringen. Nur so kann eine weitere Arzneiversorgung gewährleistet werden. Umquartierte müssen die Stadt verlassen Alle Evakuierten oder Flüchtlinge aus den Bezirken Chemnitz, Dresden und Berlin haben Aue zu verlassen. Sie können mit der Bahn nach ihrer Heimat fahren. Wer von den Auer Einwohnern nach dem 5.6.1945 noch Umquartierte – ob sie polizeilich gemeldet sind oder nicht – beherbergt, macht sich strafbar. Hermann Graf, SPD, wird neuer Oberbürgermeister. |
05.06.1945 General Eisenhower, Marschall Shukow, Feldmarschall Montgomery und General de Lettre de Tassigny unterzeichnen in Berlin vier Deklarationen: 1. Die alliierten Regierungen übernehmen hiermit in allen Deutschland betreffenden Angelegenheiten die oberste Autorität, einschließlich aller Machtvollkommenheiten, die der deutschen Regierung, dem Oberkommando der Wehrmacht und allen staatlichen Behörden zustehen. 2. Über die Konsultierung der alliierten Nationen. 3. Deutschland wird innerhalb seiner Grenzen von 1937 für die Besetzung in vier Zonen eingeteilt. Das Gebiet von Groß Berlin wird von den Streitkräften aller vier Nationen besetzt. 4. Einsetzung und Organisation des Kontrollrats. |
AUE Bekanntmachungen Brotbelieferung Um die regelmäßige Belieferung mit Brot sicherzustellen, ist die Kundenanmeldung erforderlich. Die Backbetriebe haben deshalb Kundenlisten anzulegen… Der Oberbürgermeister Butterversorgung Die verfügbare Buttermenge ist aus den bekannten Gründen sehr herabgemindert. Im Interesse einer geregelten Verteilung macht sich deshalb die Kundenanmeldung erforderlich. Sie ist bis 7.6.1945 gegen Vorlegung der Lebensmittelkarte in folgenden Geschäften zu bewirken, bei denen bis auf weitere Anordnung die Butter zu entnehmen ist… In Abänderung der Bekanntmachung vom gestrigen Tage wird bestimmt, daß sämtliche Kleinverteiler, die bisher Butter verteilt haben, Anmeldungen zur Butterkundenliste entgegennehmen können. Die anderen Bestimmungen der Bekanntmachung bleiben bestehen. Der Oberbürgermeister |
06.06.1945 Hamburgs OberbürgermeisterRudolf Petersen hebt die Ehrenbürgerschaft für Hitler und Göring auf Rat der Volkskommissare der UdSSR beschließt die Schaffung einer Sowjetischen Militäradministration in Deutschland |
SCHWARZENBERG Kohleversorgung Um unsere Wirtschaft wieder anzukurbeln, ist es unerläßlich, daß für Kohlen gesorgt wird. Einige Genossen, die sich bemühten, im Oelsnitzer Kohlenrevier Kohlenlieferungen zu erreichen, stießen auf ungeheuere Schwierigkeiten. Die Hauptschwierigkeit ist der Mangel an Bergarbeitern. Es ist festgestellt worden, daß 4000 Bergarbeiter infolge dieses Krieges als Gefallene, Schwerverwundete usw. ausfallen. Der Ersatz bestand unter dem Naziregime darin, daß Ausländer zu dieser Arbeit gezwungen wurden. Eine weitere Schwierigkeit,uns im Gebirge mit Kohle zu versorgen, besteht darin, daß das Oelsnitzer Revier neuerdings Chemnitz und Siegmar beliefern muß. Es wird viel Mühe kosten, hier Erfolge zu erzielen. Aber es wird uns gelingen, die Not auf diesem Gebiet wenigstens einigermaßen zu lindern. Wir Metallarbeiter im Erzgebirge werden den Bergkumpels im Güteraustausch Haus- und Küchengeräte anbieten, um so wieder die Räder zum Laufen zu bringen. Auch hier zeigt sich, daß nur Arbeit und nochmals Arbeit die mit jedem Tag dringendere Losung wird. Ernst Scheffler |
07.06.1945 US-Luftwaffe bombardiert Osaka |
KREISGEBIET Bekanntmachung Das Notgeld, das vom Landratsamt zu Schwarzenberg laut Bekanntmachung vom 18.5. in Umlauf gesetzt wurde, besitzt innerhalb des Landkreises Schwarzenberg und in Aue unbeschränkte Zahlungskraft und ist daher von jedermann in Zahlung zu nehmen. Bei einer am 30. und 31. v. M. durchgeführten Gewichtskontrolle der verabreichten Brote in den hiesigen Bäckereien wurde bei dem Bäckermeister Arno Henne, Schwarzenberger Straße 73, ein Durchschnittsmindergewicht von 5 – 7 v.H. festgestellt. Laut Anordnung der zuständigen Stelle darf aber das Durchschnittsmindergewicht nicht mehr als 2 v.H. betragen. Auf Vorhalt des prüfenden Beamten erklärte der Bäckermeister, er wisse wohl, daß sein Brot ein Mindergewicht aufweise. Er habe heute sein letztes Mehl verbacken, und um alle seine Kunden beliefern zu können, habe er absichtlich bei jedem Brot rund 100 Gramm weniger Teig eingewogen. Dieses Verhalten kann nicht gerechtfertigt werden. Die Behörde sah sich veranlaßt, Bäckermeister Henne in Haft zu nehmen und seinen Betrieb zu schließen. |
08.06.1945 Ernst Freiherr von Weizsäcker, deutscher Gesandter beim Vatikan, muß auf Wunsch des Heiligen Stuhls seine Tätigkeit in Rom aufgeben |
SCHWARZENBERG
Antifaschisten, paßt auf ! |
09.06.1945 Die letzten aus deutscher Kriegsgefangenschaft befreiten Soldaten kehren in die Heimat zurück: 91.000 Amerikaner/ 167.000 Engländer. |
SCHWARZENBERG Der Bezirks-Aktions-Ausschuß teilt mit: In einer Sitzung wurde ausdrücklich festgestellt, daß sich die örtlichen Aktionsausschüsse nach den Beschlüssen des Bezirks-Aktions-Ausschusses unbedingt zu richten haben. Weiter wurde festgestellt, daß niemand die Erlaubnis hat, Fahrzeuge zu beschlagnahmen, ohne die ausdrückliche Bescheinigung der amerikanischen Behörden zu haben. Die Fettverteilung im Bezirk soll künftig auf zentraler Grundlage erfolgen, d.h. es ist jeder Eingang beim Landratsamt zu melden, das dann die gerechte Verteilung bestimmt. Neu hinzugewählte Mitglieder des Bezirksaktionsausschusses sind die Herren Schürer aus Schneeberg, Urbanke aus Johanngeorgenstadt und Stockhausen aus Hundshübel. |
10.06.1945 Die SMAD genehmigt Bildung von Gewerkschaften und vier Parteien in der SBZ: KPD, SPD, CDU, LDPD |
SCHNEEBERG
Antifaschistischer Jugendbund |
11.06.1945 In den Westzonen werden zugelassen: KPD, 15.6. SPD, 26.6. CDU/CSU in Bayern, 5.7. FDP |
BEIERFELD Im Gemeinschaftssaal der Firma Hermann Nier fand eine Versammlung der antifaschistischen Bewegung statt. Der Saal konnte die Besucher kaum fassen. Aktionsausschußmitglied Blechschmidt eröffnete die Versammlung. Dann gab der Vorsitzende des Aktionsausschusses Lötzsch einen kurzen Überblick über die Arbeit des Ausschusses und ermahnte die Bevölkerung zum aktiven Einsatz. Bürgermeister a.D. Felgenhäuer aus Bermsgrün schilderte den Verlauf der Naziherrschaft bis zum Zusammenbruch. Er erörterte die Ernährungslage und mahnte die Bevölkerung, vor allem die Jugend, sich keine Übertritte gegen die Besatzung zuschulden kommen zu lassen, da die Folgen die gesamte Einwohnerschaft treffen würden. |
12.06.1945 Ab Hannover fahren täglich drei Personenzüge und ein D-Zug nach Bremen |
KREISGEBIET Aufruf Weite Kreise der Bevölkerunghaben in den letzten Monaten Bargeld in außerordentlichem Umfang gehortet. Dieses unverantwortliche Verhalten führte zu empfindlichem Bargeldmangel, der die Ausgabe von Notgeld und Auszahlungsbeschränkungen bei Sparkassen und Banken erforderte. Um den eingetretenen Notstand zu beheben und wieder normalen Geldumlauf herbeizuführen, werden alle Personen, Firmen und Betriebe hiermit aufgefordert, alles zurückgehaltene Bargeld sofort wieder bei Sparkassen und Banken einzuzahlen. Wer diesem Aufruf nicht Folgeleistet, schadet der Allgemeinheit und wird zur Verantwortung gezogen.Kontrollen werden durchgeführt. Der Landrat zu Schwarzenberg Der Aktionsausschuß für den Landkreis Schwarzenberg Der Oberbürgermeister zuAue Der Antifaschistische Ausschuß der Stadt AueAntifaschisten aufgepaßt ! Verschiedene Vorkommnisse machen es notwendig, alle Antifaschisten zur Wachsamkeit und zur verstärkten Aktivität aufzufordern. Durch das loyale Vorgehen der antifaschistischen Bewegung wittern einzelne faschistische Kreise Morgenluft. Besonders in öffentlichen Ämtern, im Landratsamt und dergleichen, scheinen einzelne Herren als waschechte Faschisten bekannt, unter sehr geschickter Tarnung sich allmählich wieder breit zu machen. Nach dem Muster von 1918 glauben diese Kreise die von der antifaschistischen Bewegung eingesetzten Aktionsausschüsse zu ignorieren und kalt zu stellen. Diese Kreise sind sogar des naiven Glaubens, die amerikanische Besatzungsmacht gegen die russische einsetzen zu können. Diese unbelehrbaren Leute scheinen nichts zu wissen von Jalta-Beschlüssen, die in dieser Beziehung die völlige Vernichtung des Faschismus fordern. Und diese Beschlüsse werden gemeinsam von allen Besatzungsmächten, gleichgültig, ob russisch oder amerikanisch,konsequent durchgeführt. Auch die antifaschistische Bewegung wird mit aller Konsequenz vorgehen und jene Überbleibsel des Nazismus,der das deutsche Volk in das größte Unglück gestürzt hat, ausmerzen. Wir alten Antifaschisten wissen, auf welche Weise ab 1918 der Faschismus sein Haupt erhob. Wir wissen auch, wie damals die bürgerliche Presse erst vor den Arbeiter- und Soldatenräten auf dem Bauche rutschte, um dann allmählich zum wütenden Verfechter des Nazismus zu werden. Die antifaschistische Bewegung wird diese Erfahrungen von 1918 nicht aus den Augen lassen und mit aller Energie alle Ansätze zum Nazismus ausmerzen. Das deutsche Volk hat seine seit 1918 gemachten Fehler jetzt aufs schwerste zu büßen. Soll das Volk wieder einer Zukunft haben, kann es sich nicht leisten, zu dulden, daß die Überbleibsel des Hitlerismus sich wieder regen können.Wir appellieren an die gesamte Bevölkerung, uns in unserer antifaschistischen Arbeit zu unterstützen, sich einzureihen in die Organisation der antifaschistischen Bewegung, mitzuarbeiten, um so gemeinsam den Grund zu legen zum Wiederaufbau Deutschlands. Bezirksausschuß der Antifaschistischen Bewegung |
13.06.1945 KPD richtet Aufruf an die Deutschen Tschechoslowakische Regierung ordnet Schließung aller deutschen Schulen an |
Letztmalige Aufforderung! Obwohl es allgemein bekannt ist,daß aufgefundene Heeressachen, wie Waffen, Kraftfahrzeuge, Treibstoff, Reifen, Batterien usw. sofort abgegeben und gemeldet werden müssen, ist dies bisher sehr mangelhaft erfolgt. Es überlege sich Jeder, wie schwer es z.Zt. ist, Lebensmittel heranzuschaffen. Die meisten Fahrzeuge sind entwendet und die wenigen noch vorhandenen reichen nicht zu. Auch die Industrie braucht wieder Wagen. Wer unbefugt mit Fahrzeugen umher fährt,treibt Wirtschaftssabotage! Wieviel Unglücksfälle kann man fast täglich in den Zeitungen lesen, welche durch Waffen in Kinderhänden geschehen. Ein Schuß kann, wenn er von den Besatzungsmächten gehört wird oder gar auf diese gerichtet ist, namenloses Unglück über unsere Stadt bringen. Es ist genug Blut geflossen! Liefert alles ab, was uns schaden könnte und helft mit aufbauen! Meldet alle abgestellten Fahrzeuge, welche zur Sicherstellung unserer Ernährung dienen! Achtet auf die Jugendlichen,welche total verhetzt sind! Ihr habt wieder volle Erziehungsgewalt über eure Kinder und seid voll verantwortlich ! Vernichtet alles, was die Kinder zu Massenmördern erzieht. Schont unsere Wiesen, Felder und Waldbestände! Bedenkt, daß wir alle weiter leben müssen und wollen. Unser zwar karges, aber doch geliebtes Erzgebirge ist leider nicht in der Lage, uns ausreichend zu ernähren. Meldet euch deshalb zu Flurschutz, gleich welcher früheren Parteizugehörigkeit. Je mehr sich melden, um so besser! Legt die Schüchternheit ab! Wer nun noch nicht einsichtig wird, hat sein Leben verwirkt und wird unnachsichtig den Besatzungsbehörden ausgeliefert! Beweist durch eure Mitarbeit, daß ihr gewillt seid zu helfen und mit dem vergangenen System endgültig abgeschlossen habt. Nur so kann Deutschland sich wieder in den Ring der anständigen Völker einreihen! Die Ortspolizei, Schlemmer |
14.06.1945 Schieber-Razzia am BrandenburgerTor Gegen die eskalierenden Schiebergeschäfte im besetzten Deutschland kämpfen die Siegermächte, die Reichstagsruine in Berlin ist ein Eldorado – bei einer Razzia werden 429 Menschen festgenommen. Die Schattenwirtschaft wird durch die Besatzer offiziell bekämpft, aber ihre Angehörigen mischen kräftig mit. Vor allem reichen die Lebensmittel nicht aus, daher beginnt ein schwungvoller Handel – täglich fahren Millionen Stadtbewohner aufs Land, wo sie Nahrungsmittel gegen Kostbarkeiten aus dem geretteten Hausrat tauschen. Wesentliche Ursache des Mangels sind die im letzten Kriegsjahr vernachlässigten Äcker und die im Frühjahr nicht erfolgte Aussaat – geringe Erträge im Herbst sind die Folge. In der britischen Zone wird der zivile Postverkehr aufgenommen, zugelassen sind nur offene Postkarten, die in lateinischer Schrift abgefaßt sind Der ehemalige ReichsaußenministerJoachim von Ribbentrop wird in einer Hamburger Pension verhaftet |
PAUL KORB
Die Bauern draußen hatten die Auflage, Lebensmittel abzuliefern – in bestimmten Abständen. Reichsbauernschaft nannte sich das in der Nazizeit. Nun haben die Bauern gesagt: Ihr habt jetzt die Faschisten verjagt, und das sind Nazigesetze gewesen, daß wir abliefern mußten. Nun gelten die Gesetze nicht mehr, wir liefern nicht mehr ab. Ja, aber das war ‘ne Grundlage, überhaupt ein bißchen Ernährung aufrecht zu erhalten. Das bißchen Landwirtschaft, was wir hier hatten, und das bißchen, was die abgegeben haben. |
15.06.1945 SPD der Ostzone unter Otto Grotewohl |
Erzgebirgischer Volksfreund
Das Ostufer der Mulde erreicht |
16.06.1945 Amerikaner entlassen aus dem öffentlichen Dienst alle, die vor 1933 der NSDAP angehörten US-Militärregierung verfügt, USA-Flagge sei von Deutschen mit abgenommener Kopfbedeckung zu grüßen |
Die Ausgehzeit derJugend Wir machen alle Eltern und Erzieher auf die Bekanntmachung aufmerksam, die der Bezirks-Aktions-Ausschuß über die Ausgehzeit der Jugendlichen erlassen hat. Ihr Mütter, achtet streng darauf, daß sich eure jugendlichen Töchter und Söhne nicht noch spät abends auf der Straße und in den Anlagen aufhalten. Bringt vor allem eure Kinder rechtzeitig zu Bett, was schon wegen der geringen Ernährung jetzt doppelt notwendig ist. Setzt euch keiner verdienten Bestrafung durch Übertretung der Bekanntmachung aus. |
17.06.1945 In Köln konstituiert sich die CDU |
Provisorischer Industrieausschuß wird gebildet. Fachleute, die politisch nicht belastet sind, nehmen sich des Wiederaufbaus der Wirtschaft an, regeln die Materialbeschaffung und verteilen Aufträge. |
18.06.1945 Hochschule für bildende Kunst Berlin eröffnet, Rektor Karl Hofer |
PAUL KORB Der Kreis hatte vordem etwa 15.400 Einwohner, aber in dem Kreis waren 300.000 Menschen drin. In der Stadt Schwarzenberg mit 12.000 Einwohnern gab es 6.000 Bombengeschädigte und Flüchtlinge, da waren 2.000 Zwangsarbeiter, da waren Kriegsgefangene da, da lagen in den Schulen hier 1.000 verwundete Soldaten. Die Frage der Ernährung für diese ganzen Menschen, die konnte nicht von Schwarzenberg gesteuert werden. Sondern die mußten wir mit dem Kreismaßstab steuern. Da bestand auch in der Amtshauptmannschaft eine Abteilung Ernährung, da stand Verwaltungsinspektor Paul dem vor. Und diese Ernährungsamt mußten wir übernehmen und da haben wir diese Frau, die haben wir dann für den ganzen Kreis eingesetzt. |
19.06.1945 KPD und SPD bilden Arbeitsausschuß, der die Zusammenarbeit beider Parteien koordinieren soll |
AUE
Bekanntmachung und letztmaligeWarnung hinsichtlich der Gasversorgung
entnommen werden darf. Bei Zuwiderhandlung gegen dieseAnordnung wird der Hausbesitzer oder sein bezügl. der Gasentnahme Beauftragter strafweise zur eintägigen (oder in schweren Fällen auch mehrtägigen) Ofenarbeit im Gaswerk Die Stadtverwaltung ist zu dieserdrastischen Maßnahme gezwungen, da alle anderen Strafandrohungen bisher nicht gefruchtet haben. |
20.06.1945 Reparationskommission der UdSSR,USA und Großbritanniens tagt zum ersten Male in Moskau drei Tage |
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21.06.1945 Tschechoslowakei verkündet Enteignung und Aufteilung sudetendeutschen Grundbesitzes In den aus Versehen nicht besetzten Landkreis rücken sowjetische Truppen ein |
21. Juni 1945 Der Landrat zu Schwarzenberg An die Herren Bürgermeisterdes Kreises Ich fasse kurz das Ergebnis der Besprechungvom 20.6.1945 mit dem Herrn Kommandanten von Annaberg zusammen: Der Kommandant hat in wohlwollendenAusführungen uns seine Unterstützung auf allen Gebieten des wirtschaftlichenund kulturellen Lebens zugesagt unter der Voraussetzung, daß wirin loyalster Weise seinen Anordnungen Folge leisten, mit den Besatzungsbehördenund -truppen harmonisch zusammenarbeiten und den gegebenen VerhältnissenRechnung tragen. Es ist eine Selbstverständlichkeit, und ich erwartenvon allen verantwortlichen Männern des Landkreises, daß sieall ihr Handeln und Tun danach einrichten. Die in der Versammlung vom HerrnKommandanten getroffenen Anordnungen fasse ich wie folgt zusammen: 1. Die polizeiliche Anmeldung, insbesondereder Flüchtlinge und Zugereisten, ist mit größter Genauigkeitzu überwachen und durchzuführen. Es muß verhindert werden,daß politisch unsichere Elemente sich weiterhin in unserem Kreisdurch Unterlassung der Anmeldung aufhalten und zu tarnen versuchen. 2. In Gemeinden, in denen sich Krankenhäuserund Hilfskrankenhäuser befinden, hat der Bürgermeister sich persönlichfür die peinlichste Ordnung und Verwaltung dieser Anstalten einzusetzen.Ein Unterschied zwischen der ärztlichen Behandlung von Inländernund Ausländern ist keinesfalls zu dulden. 3. Ausländische Kinder, dieeiner Betreuung ihrer Eltern entbehren, sind besonders in Obhut zu nehmenund ernährungsmäßig ebenso wie die deutsche Bevölkerungzu versorgen. 4. Druckereien sind bis auf weitereszu schließen und zu versiegeln. Wegen der Wiederinbetriebnahme wirdvon der Besatzungsbehörde besondere Anweisung ergehen. 5. Die Besatzungsbehörde behältsich eine Zensur der theatralischen Vorstellungen sowie anderer künstlerischerVeranstaltungen vor. Soweit in einzelnen Gemeinden Künstlerkräftevorhanden sind, haben diese ihr Programm über die Gemeindebehördezum Zwecke der Zensur vorzulegen. 6. Politische Verhaftungen findenin Zukunft nur noch auf Anweisung des Herrn Kommandanten statt. Alle bereitsin Haft befindlichen politischen Gefangenen sind dem Kommandanten in Annabergvorzuführen. 7. Die Bevölkerung ist nochmalsdringend auf die Waffenablieferungspflicht aufmerksam zu machen. Die Frageeiner evtl. Bewaffnung der Hilfspolizei sowie die Führung von Jagdwaffenseitens der Jagdausübungsberechtigten zum Zwecke des Abschusses vonWild wird geprüft. Weitere Anordnungen ergehen. Gemäß Vereinbarung derAlliierten vom 5.6.45 rücken sowjetische Truppen in ihre neuen BesatzungsgebieteWestsachsens und Thüringens vor. |
22.06.1945US-Besatzungsmacht verfügtden Abtransport von 80 Spezialisten der Zeiss-Werke in die amerikanischeBesatzungszone |
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23.06.1945Tito erhebt Anspruch auf HalbinselIstrien und Teile Kärntens | GERHARD LANG Und an dem Tag hieß esdann: Alle Wehrmachtsangehörige nach Aue, alle in Aue melden. Undan dem Tag zogen die Russen von Annaberg nach Schwarzenberg, sie habenpraktisch das Gebiet hier besetzt. Wir sind mit den Russen los – ich habmein Fahrrad gleich in Raschau stehen lassen, denn die haben alles weggenommen.In Aue mußten wir stehen, nicht stundenlang, immer wieder, immerwieder. Und dann hieß es: Morgen früh sieben Uhr in Annabergsein – mit einer Decke, Waschzeug und für zwei Tage Marschverpflegung.Na, was das heißt, kann man sich vorstellen. Und da hat meine Frauso einen Essenträger Kartoffelsalat gemacht und ne Decke zum Mitnehmen.Ich konnte die Nacht nicht schlafen, sagte: Nee ! Hab den Wecker abgestellt.Die Frau wacht auf: Wir haben es verschlafen. Nein, wir haben nichtverschlafen, ich geh? nicht ! Und wenn ich mich im Wald versteckenmuß. Und dann vormittags bin ich am Hammerwerk hinten hoch und dasah ich, daß einer nach dem anderen um die Ecke guckte. Da warengerade zwei Rittersgrüner nach Annaberg gegangen, die anderen hattensich alle gedrückt. Wir haben gesagt: Nee, in Gefangenschaftgehen wir nicht ! |
24.06.1945 Moskau: Siegesparade auf dem Roten Platz, Deutsche Kriegsgefangeneund Fahnen werden vorgeführt |
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25.06.1945 Ulbricht spricht sich auf einerFunktionärskonferenz gegen eine sofortige Vereinigung mit der SPDaus |
SCHWARZENBERG Sowjetische Truppen ziehen in die Stadt ein und eröffnen eine Militärkommandantur, der Antifaschischstische Aktionsausschuß übergibt den Besatzern die Macht. Bis Ende August sind die meisten Aktivisten aus ihren Ämtern verdrängt, es werden nun Funktionäre gebraucht. |
26.06.1945 UNO gegründet 51 Staaten unterzeichnen in SanFrancisco die UN-Charta, |
AUE Nachmittags ½ 2 Uhr beginntim Nikolaipfarramt die Bezirkskirchenversammlung aller Kirchgemeindevertretungen des Kirchkreises Schneeberg. Tagesordnung: Dringliche kirchliche Gegenwartsfragen. |